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naturesse – Verpackungen aus nachhaltigen Biostoffen

Unter dem Produktnamen „naturesse – das Geschirr aus der Natur“ hat die Schweizer Pacovis AG ihre nachhaltigen Lebensmittelverpackungen auf der diesjährigen Biofach Messe in Nürnberg präsentiert. Pacovis hat eine Vielzahl von Verfahren entwickelt, um sämtliche Bedürfnisse rund um den Konsum und die Verpackung von Lebensmitteln abzudecken. naturesse soll herkömmliche Verpackungen ersetzen.

Die Verpackungen reichen vom gewöhnlichen Holzbesteck, über Teller aus Palmblatt bis hin zu aufwendig entwickelten Kaffeebechern aus Polymilchsäure. Die Produkte sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch zum Teil kaum von gewöhnlichen Plastikverpackungen zu unterscheiden. Das Unternehmen bedient sich hierbei an einer Vielzahl von nachhaltig angebauten Naturstoffen.

Hölzerne Becher ohne Schnitzen

Neben vermutlich den meisten Menschen geläufigem Holzbesteck produziert das Unternehmen auch Becher aus Holz. Genauer gesagt wird der Naturstoff Zellulose aus dem Holz gewonnen und zu Bechern, Schalen und Boxen verarbeitet. Die Zellulose ist Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände und dürfte vor allem als bedeutender Rohstoff für die Papierproduktion bekannt sein. Pacovis setzt hierbei auf Wälder mit FSC-Zertifizierung. Diese Kennung garantiert eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern.

Auch klassisches Holzbesteck ist bei Pacovis erhältlich. Fotograf: Felix Zeiss.
Auch klassisches Holzbesteck ist bei Pacovis erhältlich. Fotograf: Felix Zeiss.

Der Nachteil solcher Verpackungen ist normalerweise, dass sie weder hitze- noch feuchtigkeitsbeständig sind. Jedoch sind die Produkte der naturesse-Linie mit sogenanntem PLA, einem natürlich hergestellten Plastik, beschichtet. So ist es möglich flüssige als auch hoch erhitzte Speisen und Getränke in den Verpackungen zu transportieren. Aufgeweichte Kaffeebecher sind damit passé.

Palmblätter – aus Indien auf den Esstisch

Ein weiterer rein natürlicher Ausgangsstoff, aus dem sich formschöne Aufbewahrungsmöglichkeiten machen lassen, sind Palmblätter. Die Blätter der Betelnusspalme fallen auf den Boden herab, wenn sie verdorrt sind. Bevor sie verrotten, werden sie gesammelt und zu Tellern und Schalen verarbeitet. Da sich ausschließlich wirklich trockene Blätter eignen, ist ein Raubbau ausgeschlossen. Die grünen Blätter würden noch zu viel Feuchtigkeit beinhalten und dadurch schimmeln.

Dieser Schale aus Palmblatt sieht man den natürlichen Charakter sofort an. Fotograf: Felix Zeiss.
Dieser Schale aus Palmblatt sieht man den natürlichen Charakter sofort an. Fotograf: Felix Zeiss.

Die Palmblätter bezieht Pacovis aus Indien, wo sie unter streng geprüften Bedingungen produziert werden. Die Blätter sind von Natur aus sehr wärmeresistent sowie fett- und wasserabweisend. Aus diesem Grund bedarf es hier keinerlei Nachbehandlung, um für Nahrung eingesetzt zu werden. Die trockenen Palmblätter müssen lediglich in Form gebracht werden.

Zuckerrohr, das süße Geschirr

Der Rohstoff für die Rohrzuckerherstellung ist das Zuckerrohr. Auch Spirituosen wie Rum oder Cachaça sind aus diesem Rohmaterial. Doch in dem Ausgangstoff steckt weit mehr als nur Süße. Das verwertete Zuckerrohr ist auch nach Verwertung vor allem noch eins: Biomasse.  Aus den Fasern lässt sich stabiles Geschirr herstellen. Den Formwünschen sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Die Produkte sind hierbei völlig geschmacksneutral.

Das Geschirr aus Zuckerrohr fühlt sich ähnlich wie Papier an. Fotograf: Felix Zeiss.
Das Geschirr aus Zuckerrohr fühlt sich ähnlich wie Papier an. Fotograf: Felix Zeiss.

Paperwise – Recycling von Biomasse

Ähnlich wie bei der „hölzernen“ Produktlinie kommt bei den Paperwise-Produkten der pflanzliche Rohstoff Zellulose verwendet. Jedoch im Gegensatz zu richtigem Holz werden hierbei landwirtschaftliche Reststoffe verwendet. Die Stängel und Blätter vieler Nutzpflanzen sind nicht verzehrbar und somit ein Überbleibsel der Lebensmittelproduktion. Solche Stoffe finden für gewöhnlich keine weitere Verwendung und enden als Feuerstoff oder Kompost. Doch auch sie bestehen zu großem Teil aus der wertvollen Zellulose und können zu nachhaltigen Verpackungen verarbeitet werden. Als Ausgangsstoffe dienen bei Pacovis unter anderem Bambus und Zuckerrohr. Diese Produktlinie setzt vor allem auf Boxen oder auch Brotbeutel, wie sie vom Bäcker bekannt sind.

Folie aus Öl ist doch nicht neu

An sich nicht, jedoch differenziert sich Pacovis hierbei von anderen Folienherstellern. Der Unterschied hierbei ist der Ausgangstoff. Im Gegensatz zu herkömmlichen Einkaufstaschen aus Plastik sind die Folien von Pacovis nicht aus Rohöl oder anderen fossilen Brennstoffen, sondern viel nachhaltiger aus Pflanzenöl und pflanzlicher Stärke. Die Beutel und Folien sind laut Hersteller atmungsaktiv und sehr reißfest. Auch die Haptik unterscheidet sich kaum von gewöhnlichen Plastiktaschen. Zusätzlich zu der nachhaltigen Produktion sind die naturesse-Folien vollständig kompostierbar und somit auch hervorragend als Müllbeutel verwendbar.

PLA – Plastik aus Milch

Am Messestand gab es auch etliche Becher und Verpackungen zu sehen, die auf den ersten Blick aus gewöhnlichem Plastik gemacht waren. Doch im Gespräch mit den Mitarbeitern stellte sich schnell raus, dass es sich hierbei nicht um herkömmliches Polyethylen aus Erdöl handelt, sondern um PLA. Dies steht für polylactic acid oder auf Deutsch für Polymilchsäure. Diese Säuren sind synthetische Polymere, die aus vielen chemisch gebundenen Milchsäuremolekülen bestehen.

PLA ist von herkömmlichen Plastik kaum zu unterscheiden. Fotograf: Felix Zeiss.
PLA ist von herkömmlichen Plastik kaum zu unterscheiden. Fotograf: Felix Zeiss.

Die Milchsäure für die Produktion von naturesse-Produkten wird aus Stärke von Mais und Zuckerrohr hergestellt. Das PLA ist, ähnlich wie herkömmliches Plastik, transparent und bruchsicher. So lassen sich nahezu sämtliche Formen für Becher und Boxen aber auch zum Beispiel Strohhalme herstellen.

CPLA – kristallines PLA

Das normale PLA hat einen entscheidenden Nachteil. Es ist nur für Kaltanwendungen bis 40 Grad Celsius geeignet. Doch durch ein eigens entwickeltes Verfahren wurde dieses Manko ausgemerzt. Der Rohstoff kristallisiert und wird dadurch milchig. Hierdurch steigert sich die Robustheit und vor allem die Hitzebeständigkeit. Auf den ersten Blick wirkt der Kaffeebecher aus CPLA nicht wie ein hochkomplexes Produkt. Doch gemäß der Aussteller hat die Entwicklung von CPLA mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen.

In diesem Kaffeebecher stecken mehrere Jahre Forschung und Entwicklung. Fotograf: Felix Zeiss.
In diesem Kaffeebecher von naturesse stecken mehrere Jahre Forschung und Entwicklung. Fotograf: Felix Zeiss.

Pacovis zeigt mit “naturesse”, dass sich beinahe sämtliche Verpackungsmaterialien in der Lebensmittelindustrie nachhaltig und bioverträglich produzieren lassen. Take-Away, der Kaffee to Go und das Brot beim Bäcker lassen sich so umweltschonend verpacken. Auch ein namhafter Autohersteller hat am Messestand Interesse am nachhaltigen Einweggeschirr für das Kantinenessen gezeigt.

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