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Glyphosat im Bier: mehr Schein als rein?

Pünktlich zum 500. Jubiläum des Reinheitsgebotes gibt es ein unangenehmes Geschenk für die Freunde des beliebten Gerstensaftes: das Münchener Umweltinstitut findet das am häufigsten eingesetzte Schädlingsbekämpfungsmittel Glyphosat in jedem der vierzehn getesteten Biersorten. Das Mittel ist laut Weltgesundheitsorganisation erbgutschädigend und wahrscheinlich krebserregend.

Im Trinkwasser darf der Wert von Glyphosat die Grenze von 0,1 Mikrogramm pro Liter nicht überschreiten, für Biere gibt es derzeit jedoch noch kein Limit. So befand sich in einem der getesteten Biere fast der dreihundertfache Wert der Trinkwasser-Obergrenze. Selbst der am geringsten gemessene Wert wies noch mehr als das fünffache des Grenzwertes auf.

Die Menge an Glyphosat in Mikrogramm pro Liter (Illustration: Karoline Grimm).
Die Menge an Glyphosat in Mikrogramm pro Liter – Stand: 25.02.2016 (Illustration: Karoline Grimm).

Bier-Fans sind enttäuscht, einige haben sogar Angst krank zu werden. Viele wollen ihre gekaufte Ware zurückgeben. In den sozialen Netzwerken müssen sich die Brauereien einiges anhören. Auf den Fan-Seiten der betroffenen Unternehmen häufen sich die Besucherbeiträge besorgter Bierfreunde.

“Ich möchte mein gekauftes Bier zurückgeben, ich erwarte von Ihnen eine Lösung. Ich werde dieses Gift nicht mehr trinken. Sie haben gegen das Reinheitsgebot verstoßen”

, so ein Facebook-User auf der Fan-Seite der Firma Hasseröder.

Ob dieser Eklat wirklich einen Verstoß gegen das Reinheitsgebot darstellt, darüber kann man sich streiten. Allerdings müssen die betroffenen Brauereien (PDF-Download zur Untersuchung) nun klären, wie die Schadstoffe in das Bier gelangen konnten und wie es möglich ist, diese Verunreinigung zu unterbinden. Eine Rückrufaktion, wie sie kürzlich bei verschiedenen Schokoriegelherstellern erfolgte, gibt es bisher nicht. Bis jetzt hat sich auch noch keine der betroffenen Brauereien zu den Fakten geäußert.

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hatte den EU-Mitgliedsstaaten erst im November 2015 empfohlen, einer Neuzulassung von Glyphosat zuzustimmen.  Laut dem Münchener Umweltinstitut soll im Jahr 2016 auf europäischer Ebene in Brüssel über eine erneute Zulassung entschieden werden. Es ist nun an der Bundesregierung die richtige Entscheidung zu treffen, denn Gerste, Hopfen und Weizen lassen sich auch ohne den Einsatz von Glyphosat anbauen.

Wer nicht tatenlos zusehen möchte, kann sich an einer Online-Aktion des Umweltinstituts München beteiligen, die an das Gewissen der betroffenen Brauereien appelliert.

Über den Autor

Karoline Grimm

Karoline Grimm

Filmen, Texten, Cutten: das ist, was mir Spaß macht - und es ist mein Job. Auch Fotografieren gehört nicht nur zu meiner journalistischen Ausbildung, es ist ebenso mein Hobby. Bevor ich meine Bestimmung im Studiengang "Technikjournalismus/Technik-PR" gefunden habe, wusste ich nicht wohin mit meiner Aufgeschlossenheit und Neugier. Auf diesem Blog kann ich mich entfalten und meiner Passion zu Essen, Trinken und deren Bezug zur Technik nachgehen.

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