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Hilfsgeräte mit mörderischem Image

„Hier wird nicht spioniert!“, war die erste Reaktion der Zuschauer, als Thomas Killing Professor der Technischen Hochschule Nürnberg, die Drohne auf der Baustelle des ehemaligen Chemie Gebäudes aufbaut. Er will neue Fotoaufnahmen für ein Projekt machen. „Die Leute reagieren negativ auf die Flugobjekte, diese Reaktion habe ich schon öfter erlebt.“

Drohnen bezeichnen in der Regel unbemannte Fluggeräte. Das sind Flächenflugzeuge, Helikopter und manchmal auch Multikopter. Die Flächenflugzeuge haben nur selten einen elektrischen Antrieb, stattdessen setzen Mechaniker Verbrennungsmotoren und Turbinen ein, um lange Flugzeiten zu ermöglichen. Für die zivile Nutzung reicht ein Elektroantrieb aus. Der Unterschied zwischen einer Drohne und einem Multikopter ist die Größe und die Anzahl der Propeller. Im Endeffekt gleichen sie sich aber von der Funktion. Genau diese ist aber auch sehr umstritten in Deutschland. Der Einsatz von Drohnen im Militär spaltet die Meinungen. Befürworter betonen die Vermeidung tödlicher Fehler, Gegner das handeln ohne Mitgefühl. So haftet nach wie vor ein negatives Image an Drohnen. Sie gelten für die meisten Menschen als Gefahr. Jedoch hat sich ihre Funktion massiv geändert. Ob als Postbote oder Fotoapparat, Zivilisten setzen die Flugobjekte immer vielfältiger ein: „Multikopter ermöglichen es, relativ kostengünstig Luftaufnahmen zu erstellen. Außerdem können sie auf kleinsten Flächen starten und landen“, sagt Thomas Killing. Dabei erreichen sie jedoch gerade mal eine halbe Stunde Flugzeit. Flächenflugzeuge dagegen haben die Fähigkeit länger zu fliegen, benötigen aber immer eine ausreichend große Start- und Landefläche und können auch nicht an einem bestimmten Punkt in der Luft stehen bleiben. Multikopter dagegen können das.

Sie sind in allen möglichen Formen, Farben und mit vielen Funktionen zu kaufen oder aus Einzelteilen zusammenzubauen. Auch die Fakultät Bauingenieurwesen, der Ohm-Hochschule hat sich letzten Sommer ein Exemplar gekauft. Multikopter sind stabile Rahmen mit vier, sechs oder acht Auslegern. Diese sind aus Aluminium- oder Carbonrohren, an deren Enden bürstenlose Elektromotoren angebracht sind, die Propeller antreiben. Eine Fluglagesteuerung mit Beschleunigungs- und Lagesensoren dirigiert die einzelnen Motoren drehzahlmäßig so, dass ein präzises Fliegen möglich wird. Hierbei steuert Thomas Killing den Kopter von Hand per Sender oder autonom anhand eines Computers.
Die Elektromotoren sind aus modernen Lithiumpolymer-Akkus gespeist, die eine sehr hohe Energiedichte haben. Somit entstehen Flugzeiten zwischen 15 und 30 Minuten. „Viel längere Flugzeiten sind dann nicht mehr möglich, da ab einem gewissen Punkt ein doppeltes Akkugewicht nur noch wenige Prozent mehr Flugzeit bringt“, erklärt Thomas Killing. Der Hexakopter, mit sechs Auslegern, hat mit einem maximalen Abfluggewicht von acht Kilo, die größte Nutzlast von ungefähr vier Kilo.

„Einsetzen wollen wir ihn hauptsächlich für Fotogrammmetrie, Vermessungskunde und Bauwerksdiagnostik“, sagt Killing. Er und sein Kollege Hugo Rieger fliegen den Kopter regelmäßig. Die beiden sind nebenbei Modellflieger und mit den Schwierigkeiten, ein solches Gerät zu lenken, vertraut. In Zukunft wird der kleine Helikopter bei verschiedenen Projekten zum Einsatz kommen. Seine kleine Größe und die Flexibilität ermöglichen es, schwer zugängliche Bauwerksteile wie Hallendächer, Windräder oder Wasserbauwerke mittels hochauflösender Kameras zu inspizieren. Die Vielfältigkeit des Multikopters hat sich herum gesprochen. Die Fakultät Design plant ebenfalls eine Anschaffung. Die Designer benötigen ihn zur Erzeugung von Videomaterial, um es dann in 3D Form umzuwandeln und in Videospiele einzubauen.

Selbst der soziale Aspekt wird nicht außen vor gelassen. Anhand von Thermografie Kameras retteten Landwirte, im Frühjahr das Leben vieler Rehkitze. Ausgestattet mit Wärmekameras spürte die Drohne die Jungtiere im hohen Gras auf, damit die Bauern die Kleinen in Sicherheit bringen konnten bevor sie mit den Mähmaschinen anrückten.

JANA MEYER

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