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Karmin: Ein lausiger Farbstoff

Karmin ist ein natürlicher Farbstoff, der aus Schildläusen hergestellt wird. Es verleiht den zu färbenden Produkten ein leichtes bis leuchtendes Rot.


Echtes Karmin ist nur für die Färbung bestimmter Lebensmittel zugelassen und bekannt unter der Nummer E120. Der Farbstoff ist nichts anderes als „Läuseblut”. Zerreibt man eine dieser Läuse in der Hand, tritt eine tiefrote Flüssigkeit namens Karminsäure aus. Es färbt das Produkt, abhängig von dessen Säuregehalt, leicht rot bis leuchtend rot. Außerdem soll der Farbstoff lichtbeständig sein und Hitze, sowie Fruchtsäure standhalten.

Es findet unter anderem in essbaren Überzügen wie für Wurst und Käse, sowie in Marmeladen, Süßigkeiten oder Spirituosen Verwendung. Aber auch Lippenstifte, Textilien und Medikamente erstrahlen dank der Schildlaus in einem strahlenden Rot. Die Malerei macht sich das Karminrot als Pigment ebenfalls zu Nutze. In der Mikroskopie wird es benötigt, um genetisches Material wie Chromosomen einzufärben und zu fixieren.

Beispiel eines Produkts, in dem echtes Karmin enthalten ist. Foto: Jil Weber
Beispiel eines Produkts, in dem echtes Karmin enthalten ist. Foto: Jil Weber

Für die Gewinnung des Farbstoffes werden ausschließlich befruchtete Weibchen der Cochenilleschildlaus verwendet. Sie kommen hauptsächlich in Süd- und Mittelamerika vor. Sie leben dort auf einer bestimmten Kaktusart. Diese Läuse werden auf Farmen gezüchtet, getrocknet und dann in Wasser unter Zusatz von etwas Schwefelsäure ausgekocht. Die dadurch gewonnene Karminsäure wird mit Aluminiumsalzen versetzt. Die Salze machen die Säure wasserunlöslich und sie lässt sich somit als Feststoff vom Wasser trennen. Der Farbstoff wird ausgewaschen und schließlich getrocknet. Aus einem Kilo Cochenille können etwa 50 Gramm Karmin extrahiert werden.

Synthetischer Ersatz für Karmin

Somit erweisen sich Läuse als sehr nützlich, sofern sie nicht auf unseren Köpfen sitzen, sondern in unseren Lebensmitteln stecken. Und wem das auch nicht gefällt, der kann auf Produkte mit synthetischem Karmin zurückgreifen. Es trägt die Bezeichnung E124 oder Cochenillerot A. Dieser sogenannte Azofarbstoff ist ebenfalls zur Lebensmittel– und Kosmetikfärbung zugelassen. Es gibt auch natürliche Alternativen zum echten Karmin. Das wären unter anderem Betanin (E162) aus der Roten Beete und Alkannin aus der Alkannawurzel. Also Augen auf bei der Zutatenliste.

In diesem Likör wurde das synthetische Karmin verwendet. Foto: Jil Weber
In diesem Likör wurde das synthetische Karmin verwendet. Foto: Jil Weber

Karminsäure soll des Weiteren nicht ganz unbedenklich sein. Es wird behauptet, dass sie bei empfindlichen Menschen zu pseudoallergischen Reaktionen führen kann. Hauptsächlich betroffen sind die Atmungsorgane und die Haut. Der ADI-Wert (die empfohlene Tagesdosis) von Karmin liegt bei 5 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Das entspricht 100 Gramm Cochenilleschildläusen pro Kilogramm Körpergewicht.

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