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“Leckeres vom Vortag”

Was passiert eigentlich mit den Brötchen, die der Bäcker nicht mehr verkauft? Oder dem Gemüse, das etwas krumm oder zu groß geworden ist? Bernd Heberger hat sich genau dem angenommen und gemeinsam mit seiner Frau den Laden „Leckeres vom Vortag“ eröffnet.

In der heutigen Gesellschaft ist es Gang und Gebe Lebensmittel, die nicht dem äußerlichen Ideal entsprechen, wegzuwerfen. Auch landet das Essen auf dem Müll, wenn es zu viel davon gibt. Während einer Nebentätigkeit bei einer Bäckerei im Versand kam Bernd Heberger die Idee: „Ich habe mitbekommen, was dort an Ware übrig bleibt und wir haben uns Gedanken darüber gemacht, wie man die Waren noch gut verwerten könnte“. Nach Verhandlungen mit dem Bäcker, der das Vorhaben sehr gut fand, eröffnete Heberger 2010 sein Geschäft “Leckeres vom Vortag” in der Südstadt.

Immer offen für nette Gespräche: Dagmar Heberger mit einem Stammkunden.

Der Standort des Ladens wurde mit Hintergedanken ausgewählt. Heberger versprach sich von der Südstadt, dass das Konzept dort „mehr angenommen wird als in den gehobenen Gegenden Nürnbergs“. In der Südstadt leben viele unterschiedliche Menschengruppen und jeder hat seine Gründe, um Lebensmittel vom Vortrag zu kaufen: Manche aus finanziellen Gründen, andere wollen den Laden unterstützen. „Es kommt jeder – von Mann bis Maus“, erzählt Heberger über seine Kundschaft.

Lebensmittel aus der Umgebung

Leckeres vom Vortag bezieht seine Ware von einem Bäcker aus Nürnberg mit zwölf Verkaufsstellen. „Wir verkaufen das ganze Sortiment, was der Bäcker im Laden hat: Brötchen, Brot, Kuchen, Torten und Sandwiches“, erzählt der Besitzer. Dagegen ist Ware vom Bauern saisonal bedingt und im Winter nicht so häufig im Sortiment.

Das Gemüse ist auch vom Vortag noch frisch.

Hauptsächlich gibt es Gurken, Tomaten und Kartoffeln aus der Region. Im Frühjahr können die Kunden wieder krummes, zu großes oder zu kleines Gemüse kaufen, was die Supermärkte nicht verkaufen wollen. Geschmacklich unterscheiden sich die frischen Lebensmittel von den gestrigen in keinem Punkt. Heberger kritisiert die hohen Ansprüche der Verbraucher: „Die Menschen nehmen keine krummen Gurken oder Äpfel, die nicht die richtige Farbe haben – da müsste ein Umdenken der Verbraucher stattfinden!“

Außergewöhnliches Konzept

Jeden Morgen um die ungewöhnliche Uhrzeit 5:58 öffnet der Laden: „Das ist ein Gag. Da bleiben die Leute erstmal stehen und prägen sich das ein“, scherzt Heberger. Für ihn bedeutet das, um vier Uhr morgens aufzustehen und die Ware vom Vortag für den Verkauf abzupacken. Abends werden die Lebensmittel abgeholt und über Nacht im Kühlraum gelagert. Auch „die Eier von den sexy und jungen Hühnern“ gehören zum Laden am Kopernikusplatz: „Die gibt es nur bei uns!“, lacht Heberger

Außergewöhnliche Öffnungszeiten und Werbesprüche: das gibt es nur bei “Leckeres vom Vortag”.

Unterstützt wird Herberger von seiner Frau, Dagmar. Jeden Tag, vor und nach der Arbeit beim Zahnarzt, arbeitet sie mit im Geschäft. Das Erfolgsgeheimnis der beiden ist der persönliche Kontakt zu den Kunden. Obwohl Heberger mittlerweile in Rente ist, denkt er nicht ans Aufhören: „Die Leute kommen immer wieder mit einem Lächeln rein und gehen auch lächelnd wieder raus.“ Genau das bestätigt die Herbergers, Tag für Tag weiter zu machen.

Ein Audio-Auszug aus dem Interview: Bernd Heberger erzählt über seine Idee und der Eröffnung seines Ladens.

Autor: Valeria Ilina

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