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Vinyl: Die Schallplatte ist zurück

Lange Zeit für tot geglaubt, feiert die Schallplatte nun schon seit einigen Jahren ein Comeback. Doch worin besteht die Faszination und wie funktionieren die Tonträger aus Vinyl?

Vinyl: Die Schallplatte ist zurück
Die erste Schallplatte aus dem Kunststoff PVC, umgangssprachlich Vinyl, kam 1930 auf den Markt.

Konträrer Trend

Streamingdienste wie Spotify sind einfach in der Handhabung und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Somit etablierten sie sich allmählich neben den regulären Song-Downloads. Experten gehen davon aus, dass es in unmittelbarer Zukunft zu einer weiter verstärkten Digitalisierung des Musikmarktes kommen wird. Die Vorteile digitaler Musikwiedergabe ohne physisches Medium liegen auf der Hand, scheinen sie doch den Zeitgeist perfekt widerzuspiegeln: schnell, bequem und immer dabei.

Umso erstaunlicher erscheint deshalb ein Trend der nun schon seit einigen Jahren zu beobachten ist. Immer mehr Leute kaufen wieder Schallplatten oder „Vinyl“ wie die Kunststoffscheiben vor allem von jüngeren Menschen, bezeichnet werden. Tatsächlich sind es vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die die wachsende Käufergruppe ausmachen. Und das obwohl die meisten von ihnen viel zu jung sind um die Schallplatte selbst in ihrer Blütezeit erlebt zu haben. Mitte der 80er-Jahre startete die digitale Compact-Disc, kurz CD genannt, ihren Siegeszug und verdrängte ihr analoges Pendant nahezu komplett vom Markt.

Vinyl: Die Schallplatte ist zurück
Schallplatten haben einen höheren Sammelfaktor als CD’s.

Vorteile und Nachteile

Die Nachteile der Schallplatte sind klar: mit einem Durchmesser von 30 cm sind die kratz- und dreckempfindlichen Scheiben nicht nur behäbiger in der Handhabung, sondern auch in ihrer Spielzeit auf ca. 25 Minuten pro Seite beschränkt. Außerdem wird das Hörerlebnis von dem charakteristischen Knistern und Rauschen beeinträchtigt.
Für viele Vinylhörer sind es aber genau diese, dem physischen Trägermedium behafteten Eigenarten Teil des Reizes. Das große Plattencover lässt das Artwork natürlich weitaus besser zu Geltung kommen, als es bei der nur ein Viertel der Fläche bemessenden CD-Verpackung der Fall ist. Außerdem ist Platz für allerlei Beipack wie z.B. große leserliche Songtextblätter oder Wandposter. In der Tat werden heutzutage Platten oft aus Sammlerinteresse oder rein ästhetischen Beweggründen gekauft. Hinzu kommt, dass viele den verfärbten Klang, der durch die Wiedergabe einer Schallplatte entsteht, im Vergleich zu digitalen Medien, als angenehmer, wärmer und weniger harsch klingend empfinden.

Funktionsprinzip

Im Herstellungsprozess wird der schwarze Kunstoff PVC (Polyvinylchlorid) so weit erhitzt, dass er flüssig wird, und von Negativabdrücken in Form gepresst werden kann. Dabei wird auf jeder Seite der Schallplatte eine lange spiralförmige Rille, welche die Tonspur enthält, in den Kunstoff abgebildet. Beim Abspielen fährt die am Tonabnehmer des Plattenspielers befestigte Nadel der Rille entlang und wird dabei in Schwingungen versetzt. Die mit einer Diamantspitze versehene Nadel ist beweglich im Tonabnehmer gelagert. Wird sie in Bewegung versetzt entsteht mit Hilfe von Magneten und Spulen ein elektrischer Strom. Dieser wird an den Verstärker weitergeleitet, elektronisch verstärkt und bringt schließlich die Membrane der Lautsprecher zum Schwingen.

Fotos: Tim Neiertz

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