BioFach 2019 - (Foto: Pascal Schöpf)
26. Februar 2019
Mit Superfood zum Super Körper – wahr oder falsch?
Exotisch, Bio, Regional, Vegan, Handmade, Superfood. Die Liste der Versprechen von Superfood Produkten ist mehr als lang. Um ehrlich zu sein, wird sie sogar immer länger. Auf Lebensmittelmessen können sich die Aussteller kaum überbieten mit Versprechen und Besonderheiten ihrer Produkte. Marketing Experten sagen, heutzutage ist es wichtig dem Kunden das Produkt als schön und gesundmachend zu verkaufen.
Zu diesen vermeintlichen Vitaminbomben zählten bisher nur Exoten, die bei uns in Deutschland weniger bis gar nicht angebaut werden. Aber was ist wirklich neu? Muss es immer der Chiasamen aus Mexiko sein?
Chiasamen als Veganer Eiersatz
Die im Moment stark gehypten mexikanischen Chiasamen findet man mittlerweile in jedem Restaurant auf der Frühstückskarte. Sie werden oft mit Joghurt, Müsli oder in Smoothies gemischt. In der Veganerszene haben sie vor allem als Eierersatz Anklang gefunden. Aufgegoßen mit Wasser, Soja-, Mandelmilch etc. bilden die Samen ein sättigendes Gel, dass vor allem bei Backrezepten viel verwendet wird. Wirklich einzigartig sind sie damit nicht. Eine Alternative sind Flohsamen, sie haben die gleiche sättigende Eigenschaft. Chiasamen haben einen ungewöhnlich hohen Anteil an Kalzium sowie Eisen. Allerdings ist zu beachten, dass die Körner zu 30% aus Fett bestehen und damit auch viele Kalorien enthalten. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Menge von maximal 15 Gramm.
Die Chiasamen aus Mexiko überqueren für uns den großen Atlantik. Das bedeutet ein hoher CO2-Fußabdruck. Um auf die positiven Auswirkungen nicht verzichten zu müssen, kann man auch hier in Europa auf regional vergleichbare Produkte zurückgreifen. Leider wird man als Verbraucher nicht unbedingt auf die günstigere Alternative hingewiesen. Die Ähnlichkeit zu Leinsamen, Rapsöl oder Nüssen ist sehr groß. Die Inhaltsstoffe sind nahezu identisch. Außerdem werden diese Produkte in Deutschland angebaut und sind dazu noch um einiges günstiger. Somit ist dieser “Supertrend” auch bei uns schon lange vertreten.
Superfood aus Asien und Mexiko
Produkte wie Algenpulver oder Matcha-Tee werden bewusst jeden Tag in Form von Tee oder Kapseln eingenommen um eine positive Wirkung auf den Körper zu erzielen. Matcha-Tee ist ein grüner Tee, der aus Japan und China stammt. Die Blätter von Tencha, eine bestimmte Grünnteesorte, werden zermahlen und mit 80 Grad heißem Wasser aufgegossen und mit einem Milchschäumer oder traditionell mit einem Bambusbesen aufgeschlagen. 30 Gramm Matcha können bis zu 50 Euro kosten. Aber auch in Smoothies oder Schokolade findet sich das Pulver. Es gibt Studien die belegen, dass Matcha-Tee sich durchaus positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Allerdings beziehen sich diese Studien nur auf Tierversuche und sind damit unbrauchbar. Matcha-Tee ist nach dem heutigen Stand genauso gesund wie andere Grüntees.
Algenpulver hingegen wird als das eiweißreichste Lebensmittel verkauft. Eingenommen werden die asiatischen Präparate in Form von Kapseln oder Pulver. Aber auch hier warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, ein wirklicher Effekt lässt sich an Menschen nicht feststellen. Sie empfehlen Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte oder Kartoffeln. Die sind reich an hochwertigen Proteinen.
Die versprochenen Vitamine kann der Körper nicht verwerten
Vor allem Vegetarier versuchen Lebensmittel mit dem Vitamin B12 zu konsumieren. Auch da verweisen die Wissenschaftler darauf, dass Vitamine nicht in jeder Form von unserem Körper verwertet werden können. Wer Eisenmangel hat, kann zu herkömmlichen Produkten greifen wie Fleisch, Leinsamen, Hülsenfrüchte, Spinat, usw.
Ein weiterer Hype gebührt der Acai Beere, die südamerikanische Frucht wird vor allem auf Fitness Blogs hoch angepriesen. Äußerlich unterscheidet sie recht wenig von der uns bekannten Heidelbeere. Die Acai-Beere ist etwas größer und besteht zu 90% aus dem Kern. Zuerst fand man sie nur in teuren Produkten, doch mittlerweile ist sie DAS Superfood schlecht hin. Von Trockenfrüchten und Lutschbonbons bis hin zu Anti-Aging Produkten. Auch die Wissenschaft hat sich auf die Beere gestürzt. Viele Studien aus der Lebensmittel- und Pharmaindustrie sollen belegen, dass die Frucht gesundheitliche Vorteile für uns hat.
Alles nur Marketingstrategie?
Die Beere enthält relativ wenig Fett und unterstützt angeblich beim Abnehmen. Allerdings werden sehr viele Dinge versprochen, die so nicht bewiesen sind. Das gilt allgemein bei den meisten Superfood Lebensmitteln. Der versprochene Effekt ist selten wissenschaftlich bewiesen außer durch Versuche im Reagenzglas oder an Tieren. Stattdessen stützen sich die Produkte auf Kundebewertungen. Bei den Konsumenten findet oft ein Placebo Effekt statt. Die meisten bilden sich zum Beispiel ein, eine gesteigerte Konzentration oder weniger Hunger zu haben. Letztendlich wirkt sich das positiv auf die Psyche aus. Bei keinem anderen Land funktionieren Marketingstrategien, die eine ausgewogene Ernährung empfehlen so gut wie bei uns in Deutschland.
Wer aber Wert auf Produkte legt, die nachhaltig, fair oder bio sind, sollte sich vorher informieren. Die Produkte sind oft nur an Tieren getestet. Außerdem stammen sie aus Asien, was nicht unbedingt für einen ökologischen Fußabdruck spricht. Auf keinen Fall sollten wir vergessen, dass es sehr gute regionale Alternativen gibt, die halten was sie versprechen.