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Den Brauereien geht die Kohlensäure aus

Ein kaltes, spritziges, frisch gezapftes Bier schmeckt besonders gut nach getaner Arbeit oder an einem heißen Tag. Jetzt geht immer mehr Brauereien die Kohlensäure aus. Ohne den Sprudel geht dem Bier aber der frische Geschmack verloren. Schales Bier mag wirklich niemand. Außer vielleicht die Amerikaner?

Während in Bayern das Bier als Grundnahrungsmittel gilt und der Durchschnittsverbrauch bei 125 Liter im Jahr liegt, trinkt der Rest in Deutschland nur durchschnittlich 92 Liter Bier im Jahr. Damit zählt der Gerstensaft immer noch zu den beliebtesten alkoholischen Getränken. Doch nun kommt es zu einer Verknappung. Da die wichtige Kohlensäure in der Produktion ausgeht. Vielleicht ist das Problem also doch größer, als man zuerst annehmen würde.

Bier mit Flaschen
Ein Bier mit herumstehenden Flaschen (Foto: Thomas Lehmann)

Die Kohlensäure wird knapp

Verursacht wird dieser Mangel an Kohlendioxid durch die Gaskrise. Kohlendioxid entsteht als Abfallprodukt bei der Herstellung von Kunstdünger. Doch dafür wird viel Erdgas benötigt, sowohl als Rohstoff als auch als Energiequelle. Die Düngemittelproduktion wurde in den vergangenen Monaten in Länder wie die USA verlegt, da dort die Energiepreise noch nicht so hoch sind wie hierzulande. Gleichzeitig wurde die Produktion in Deutschland massiv heruntergefahren.

Nachhaltige Lösung für den Kohlensäuremangel

Kohlensäurebläschen beim Aufsteigen in einem Bier
Aufsteigende Kohlensäurebläschen im Bier (Foto: Thomas Lehmann)

Doch es gibt alternative Möglichkeiten Kohlensäure zu generieren: durch sogenannte CO₂ Rückgewinnungsanlagen. Solche finden schon Anwendung bei größeren Brauereien. Diese fangen das CO₂, welches bei der Fermentierung entsteht auf, speichern es und führen es zum richtigen Zeitpunkt zurück zum Bier. Gleichzeitig senkt es die Kosten um bis zu 30 Prozent. Alternativ können die Brauereien noch mit Stickstoffgeneratoren arbeiten. Diese trennen Gase unter Zuhilfenahme der Temperatur beziehungsweise Membranen. Denn oftmals kann man das CO₂ durch Stickstoff ersetzen, zum Beispiel beim Reinigen der Flaschen. Auch wird in der Zementproduktion CO₂ ausgestoßen, was genutzt werden könnte.

Nachhaltigkeit in der Bierproduktion

Abseits des Vorzugs unabhängig von CO₂ Herstellenden zu sein, bieten aber diese Anlagen noch weitere Vorteile, insbesondere für die Umwelt. Bei der Bierproduktion werden pro Liter zirka 300 mg Kohlendioxid ausgestossen. Brauereien können mit der Rückgewinnung ihren CO₂ Ausstoss um bis zu 20 Prozent reduzieren. Zusätzlich wird auch noch das CO₂ beim Transport gespart. Nicht zuletzt werden mit solchen Anlagen höchste Qualität und Sicherheit erreicht. CO₂ aus Rauchgasen kann beispielsweise gefährliche Schadstoffe aus der Verbrennung enthalten. Dieses Risiko entfällt bei der Gärungs-CO2 natürlich.

Rückgewinnungsanlagen bieten viele Vorteile für Brauereien und die Umwelt. Auch gibt es einige hochinteressante Forschungsprojekte, welche die Kosten für solche Anlagen massiv senken könnten. Die Chancen stehen gut, dass wir auch in Zukunft frisches sprudelndes Bier genießen werden können.

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Thomas Lehmann

Thomas Lehmann

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