Toggle Navigation

Biokunststoffe in der Lebensmittelindustrie

Verpackungen sind ein großer Teil unseres Alltags. Wir kaufen verpackte Lebensmittel, bekommen Pakete und benutzen ToGo-Becher. Dabei kommen die privaten Endverbraucher*innen in Deutschland jährlich auf 108 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf. Biokunststoffe können hierbei zum Klimaschutz betragen.

Grafik zu Verpackungsmüll 2000 und 2018
Quelle: Statista

Doch was genau ist Recycling und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Verpackungen?

Recycling, auch ein anderes Wort für Müllverwertung. Das ist die gezielte Wiederverwertung von Abfallprodukten. So wird zum Beispiel eine Alu-Dose nach dem Gebrauch eingeschmolzen. Danach wird entweder wieder zu einer Alu-Dose oder zu einem anderen Produkt verarbeitet. Durch Recycling können wir also wertvolle Ressourcen sparen und alte Produkte wieder in den Kreislauf einführen.
Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip. Bei diesem kommt es vor allem darauf an, die natürliche Regenerationsfähigkeit der Systeme, aus denen man sich bedient, zu bewahren. Dadurch wird eine dauerhafte Versorgung sicher gestellt. In einem Wald sollten Menschen zum Beispiel nur so viel Holz schlagen, wie auch wieder nachwachsen kann. So kann gewährleistet werden, dass der Wald als System und der Lebensraum vieler Tierarten bestehen bleibt.

In der Industrie spielen Nachhaltigkeit und Recycling eine immer größere Rolle, da viele Verbraucher*innen mehr Wert auf Produkte legen, die zum Bespiel einen geringeren CO2-Fußabdruck haben. Für Plastikverpackungen wird jedoch Erdöl verwendet. Bei der Produktion von Kunststoff aus Erdöl, werden im Schnitt zwei Tonnen CO2 pro Tonne Plastik ausgestoßen. Das nächste große Problem, ist die Wiederverwertung: Denn in Deutschland werden weniger als 50% des Plastikmülls recycelt. Das liegt vor allem daran, dass eine Plastikverpackung meist nicht aus einer Sorte Kunststoff besteht, sondern aus einer Mischung verschiedener Polymere wie zum Beispiel PE, PP, HDPE usw. Alle diese Kunststoffe haben unterschiedliche Schmelzpunkte. Das heißt, während der eine Kunststoff bei 60 Grad Celsius flüssig ist, würde der andere Kunststoff erst bei 80 Grad schmelzen. Deshalb wird der nicht recyclebare Abfall entweder bei uns oder im Ausland verbrannt, wo noch einmal drei Tonnen CO2 pro Tonne Plastik dazu kommen.

Da allein in Deutschland 6,15 Millionen Tonnen Plastikmüll jährlich anfallen – Tendenz steigend -, warnen Klimaschützer*innen vor den extremen Einfluss den Plastikmüll auf das Klima haben kann.

Aus diesen Gründen entspringt der Ablehnungsgedanke gegen Kunststoffe. Vor allem gegen einmal Kunststoffe, wie laminierte Einwegbecher, Joghurtbecher oder Verpackungen für Fleisch und Wurst in Supermärkten.

Foto von Nick Fewings auf Unsplash

Allerdings gibt es für Plastikverpackungen schon etliche Alternativen, die einen geringeren CO2-Fußabdruck haben. Bei Obst und Gemüse wird entweder komplett auf die Verpackung verzichtet oder es werden Papierverpackungen eingesetzt, die eine bis zu 98-prozentige Recyclingquote haben. Durch den Zusatz von Gras bei der Herstellung des Kartons können zusätzliche Ressourcen eingespart werden. So gibt es auch schon manche Umverpackungen für Riegel und Müslisaus Gras.

Das wohl größte Problem stellt die Verpackungen von nassen Lebensmitteln da. Darunter versteht man Wurst, Frischfleiß, Käse, Joghurt, ToGo-Produkte usw. Für solche Lebensmittel ist Papier Hygienegründen aus Hyginegründen ungeeignet, daher ist Plastik aus Erdöl immer noch der Standard der Lebensmittelindustrie.

Biokunststoffe als saubere Lösung?

Kunststoffe sind also unvermeidbar, wenn es um Hygiene und Frische bei Lebensmitteln geht. Doch an Alternativen wird schon seit Jahren geforscht. Zum Beispiel gibt es bereits Folien und Müllbeutel aus biologisch abbaubarem Plastik. Meist sind diese Kunststoffe als Beutel oder Folie gut geeignet, können aber nicht für Wurstverpackungen verwendet werden, da sie zu schnell kaputt gehen würden.

Quelle: IIC Packaging

Biologisch abbaubare Polymere, auch Biokunststoffe genannt sind Kunststoffe aus nachwachsenden biologischen Grundstoffen, wie Mais oder Zuckerrohr und in den meisten Fällen biologisch abbaubar.

Einer der vielversprechendsten Biokunststoffe ist thermoplastische Stärke, kurz TPS. Eine von ICC Packaging durchgeführte Studie hat sich speziell mit TPS auseinandergesetzt. Tapiokastärke hergestellt wird. Dabei hat man herausgefunden, dass TPS nur ein wenig geringe Belastbarkeit wie Plastik aus Erdöl besitzt und für alle Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden kann. Ein weiterer Vorteil von TPS ist das Recycling. Denn Verpackungen aus thermoplastischer Stärke landen nicht mehr im Plastikmüll, sondern in der Biotonne oder im heimischen Komposter. Durch den Einsatz von Tapiokastärke, die aus der Maniokwurzel gewonnen wird, wird TPS innerhalb von vier Monaten zersetzt und kann als Dünger in den Kreislauf eingeführt werden.

Zehn mal geringer CO2 Fußabdruck

Kritik kommt dabei von Betreiber*innen von Kompostierungsanlagen, denn diese können Biokunststoffe noch nicht komplett zersetzen, da sie für die Kompostierung aus wirtschaftlichen Gründen nur drei Monate ansetzen. Im Vergleich zu Plastik aus Erdöl, sieht die Klimabilanz von TPS und allen anderen Biokunststoffen deutlich besser aus. Bei der Herstellung einer Tonne TPS werden 182 Kilogramm CO2 in die Atmosphäre abgegeben, bei Plastik aus Erdöl sind es zwei Tonnen CO2 pro Tonne. Wie verlässlich die Kohlenstoffdioxiddaten zu TPS sind und welche Aspekte mit einbezogen wurden lassen sich nicht genau sagen, da die Datenlage noch sehr gering ist. Dennoch haben Biokunststoffe wie thermoplastische Stärke großes Potenzial und können eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen.

Recycling und Nachhaltigkeit. Das sind die Wörter, die uns, wenn es um Verpackungen geht, noch lange verfolgen werden. Denn durch neue Technologien und Verfahren können Biokunststoffe nicht nur für Folien und Beutel verwendet werden, sondern den gesamten Bereich der Lebensmittelverpackungen abdecken. Biokunststoffe könnten einen Teil zur Lösung der Klimakrise beitragen und gleichzeitig den Nachhaltigkeitsgedanken fördern. Abzuwarten bleibt, wie attraktiv die Preise für die Lebensmittelindustrie werden und welche Rolle bei der Umstellung die Regierungen spielen könnten.

Über den Autor

Kommentiere