Obst aus dem Discounter (Foto: Denise Heller).
10. Oktober 2017
Ethen: Die Tricks der Lebensmittelindustrie
Wer kennt es nicht? Einen farbenfrohen und gesunden Obstkorb für den Esstisch arrangiert und nach wenigen Tagen sieht es aus wie auf dem Komposthaufen. Die Bananen braun, die Kiwis matschig und überall tummeln sich die Fruchtfliegen. Nur der Apfel glänzt uns unverändert wunderschön rot an.
Die List des Ethens
Schuld an dem beschleunigtem Reifevorgang ist ein Stoff namens Ethen. Ethen ist ein farbloses Gas. Es gehört zu den Alkenen und damit den Kohlenstoffverbindungen. Neben der Herstellung von chemischen Stoffen wie Polyethylen, Ethylenoxid und Styrol, dient es als wichtiges Gas in der Lebensmittelindustrie. Bei Pflanzen stimuliert es das Keimwachstum und sorgt dadurch für die Reifung von Obst und Gemüse. Es beschleunigt die Entwicklung von Blüten, den Abwurf von Blättern und das Sterben von Pflanzenteilen.
Das Besondere am Apfel
Der Apfel gehört dabei zu einer kleineren Obst- und Gemüsegruppe, die selbst Ethen ausströmen. Werden also Äpfel dicht an Obst gelagert das auf Ethen reagiert, so kann es sein, dass umliegendes Obst und Gemüse sehr schnell überreif oder braun wird.
Daher kommt also auch der unschöne Effekt, dass der Apfel alles Obst um sich herum sprichwörtlich alt aussehen lässt. Dabei ist der Apfel die Nummer Eins der Ethen-Ausschütter. Weitere Spezialisten, die den Obstkorb meiden sollten sind:
Äpfel, Cherimoyas, Stachelbeeren, Passionsfrüchte, Nektarinen, Papayas, Pfirsiche, Pflaumen, Aprikosen, Avocados, Birnen, Cantaloupe-Melonen, Kaki, Mangos, Melonen, Quitten, Tomaten, Bananen, Blaubeeren, Brotfrüchte, Feigen
Auf der Suche nach empfindlichem Obst
Doch nicht alle Früchte reagieren gleich auf Ethen. Zu den Sorten welche besonders auf Ethen reagieren, gehören:
Blumenkohl, Brokkoli, Honigmelonen, Kiwis, Kopfkohl, Mangos, Rosenkohl, Aprikosen, Artischocken, Auberginen, Avocados, Bananen, Birnen, Bohnen, Chicorée, Erbsen, Gurken, Kürbis, Nektarinen, Papayas, Passionsfrüchte, Pfirsiche, Quitten, Spargel, Tomaten, Wassermelonen, Zucchini, Blattgemüse, Blaubeeren, Brotfrüchte, Cantaloupe-Melonen, Kartoffeln, Lauch, Oliven, Paprika, Pilze, Zitrusfrüchte
Nutzen von Ethen für die Industrie
Natürlich kann man den Effekt auch für sich arbeiten lassen. Wer im Supermarkt zur unreifen Banane, Kiwi oder Tomate gegriffen hat, lässt diese einfach für ein bis zwei Tage im Apfelkorb nachreifen.
Genau hiermit behilft sich auch die Industrie. Diese geht sogar so weit, dass sie das Obst und Gemüse aus fernen Ländern unreif ernten. Mit Hilfe von angereichertem Ethen, das auf den unreifen Produkten landet, reift dieses bis zur Ankunft in den Supermärkten in Europa restlos nach. So spart die Lebensmittelindustrie neben Geld auch noch wertvolle Zeit. Für den Menschen ist diese künstliche Reife vollkommen unbedenklich, doch was es über den Geschmack und die erwünschte Süße von Tomaten, Bananen und Birnen aussagt, lässt sich streiten.