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Per 3D Aufnahme zum Implantat

Weiße, leere Wände. Ein kalter Ort. Kein Bild ziert den Raum. Geruch von Desinfektionsmittel liegt in der Luft. Unangenehmes Klappern der EdelstahlInstrumente. Auf dem, mit mintgrünem Leder überzogenen Stuhl, sitzt ein nervöser Patient. Die Gesichter des Chirurgen, Dr. Dr. Eberhard Bender und der Arzthelferin Nathalie Schuster, werden durch den Mundschutz verdeckt. Große Anspannung in den Augen der jungen Arzthelferin. Alle Anwesenden sind still und hochkonzentriert. Jede Bewegung muss sitzen. Der Arzt wendet sich dem Patienten zu und setzt zum ersten Schnitt an.

„Ein Patient kommt mit einem gewissen Wunsch. Er möchte ein Implantat haben, wo kein Zahn ist“, schildert Herr Dr. Dr. Bender den gewohnten Beginn einer jeden Behandlung. Wenn bei einem Eingriff ein Zahn direkt ersetzt werden soll, muss dieser im Vorfeld gezogen und die Entzündung am Knochen, der ehemaligen Wurzelspitze, entfernt werden. Darauf folgt eine Abheilungsphase von einigen Wochen. Das gilt als beste Voraussetzung für eine Implantation. Passen die Bedingungen, wird zu Beginn des Eingriffs das Zahnfleisch einmal quer und entlang der benachbarten Zähne aufgeschnitten. Wenn der Schnitt sitzt, wird das Zahnfleisch zur Seite geklappt, und zwar so, dass man volle Sicht auf den darunterliegenden Knochen hat. Nun bohrt der Chirurg, mit dem Pilotaufsatz, ein Loch, das maximal 5,0 mm groß ist. Der Durchmesser variiert hierbei von Patient zu Patient und hängt von der Beschaffenheit des Knochens ab. Um einen sicheren Halt zu garantieren, wird nun mittels einer Einbringhilfe das Implantat im Bohrloch platziert und mit einer Ratsche eingedreht. Wenn alles im Knochen sitzt, wird das Zahnfleisch wieder in die alte Position gebracht und komplett zugenäht.

Während des Eingriffs befinden sich die Arzthelferin und der Chirurg im ständigen Austausch. Herr Bender fordert zielsicher: „Reichen sie mir bitte 4,5 Bohrer, Frau Schuster.“ Routiniert reagiert und antwortet sie auf seine Forderungen und Fragen.

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Unterkiefer mit vier Implantaten.

Implantat im Unterkiefer „Ich sage im Unterkiefer immer zehn Wochen und im Oberkiefer vierzehn Wochen“, empfiehlt Herr Dr. Dr. Bender für die Einheilzeit des Implantats. Ist alles gut verlaufen, wird das Implantat entweder durch Ausstanzen, oder durch einen Schnitt im Zahnfleisch, freigelegt. Alle Methoden erfordern eine weitere Abheilungszeit von zwei bis vier Monaten. Als finaler Schritt wird die sichtbare Krone auf das verwachsenes Gewinde aufgesetzt. „Die Kosten eines Implantats inklusive Arbeitszeit, belaufen sich auf etwa 1000 bis 1500 Euro.“, erläutert der Chirurg zum Schluss.

Vier Gewinde gilt es heute zu setzen. Mit dem Blick auf die Uhr wird klar, etwa die Hälfte ist geschafft. Zielstrebig arbeitet sich der Chirurg Dr. Dr. Eberhard Bender von Implantat zu Implantat, stets begleitet durch das schrille Pfeifen des Bohrers. Unterbrochen wird es nur beim Wechsel der Bohraufsätze oder vom Knacken der Dental-Ratsche, welche zum Eindrehen des Implantates verwendet wird.

Trotz der exakten und immer ähnlichen Vorgehensweise kommt es weltweit in 20% der Fälle zu Komplikationen, da Implantate nicht richtig eingesetzt werden. Um das zu vermeiden, hat die Firma Mininavident AG das Denacam System entwickelt.

Hierbei handelt es sich um eine Art Kamera, die direkt auf den Bohrer aufgesetzt wird. Diese soll dem behandelnden Chirurgen in einer Echtzeit 3D-Übertragung anzeigen, wo das Implantat sitzen sollte und wo Nervenbahnen verlaufen. „Vermutlich überflüssig und macht den Eingriff noch etwas komplizierter, da man weniger Platz hat“, kritisiert Herr Dr. Dr. Bender, der noch keinerlei Erfahrung mit dem Denacam System hat. Das Paket besteht aus einer miniaturisierten Stereo Kamera, die Bilder in 3D ablichten kann, einem Dual Mode Marker und einer speziellen Navigationssoftware. Die präzise Planung des Eingriffes, wird durch das 3D-Röntgen in der digitalen Volumentomografie (DVT) möglich.

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Bohrer mit Denacam System, Quelle: mininavident AG.

„Dank der Anwesenheit des Markers bei den präoperativen Röntgenaufnahmen, kann die Denacam Kamera später beim Eingriff in Echtzeit, die exakte Position des Bohrers im Knochen darstellen.“, erklärt Frau Siebenbürger Hacki. Der Abstand von der Spitze des Bohrers und der Nervenbahnen wird stetig durch das Programm kontrolliert und der Chirurg erhält sofort eine Warnung, sollte dieser zu gering werden. Die Größe des Denacam System wird etwa die Größe eines halben Apfels betragen und ist zirka 200 Gramm schwer.

Zur Gründung der Firma Mininavident AG(Miniaturised Navigation for Dental Implants) kam es durch die mehrjährige Forschung und die Suche nach einem guten Team im Jahr 2013. Das Unternehmen wurde von zwei Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgen, zwei Ingenieuren und mit der Hilfe der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) gegründet.

Weltweit werden 13,5 Millionen Zahnimplantationen durchgeführt. Bei zirka einem Fünftel kommt es dabei zu Komplikationen. Auftreten können unangenehme Probleme wie Wundheilungsstörung, Implantitis, Periimplantitis und in seltenen Fällen chronische Schmerzen. Implantitis ist eine Entzündung der Implantat umschließenden Schleimhaut. Bei Periimplantitis haben sich schädliche Bakterien auf der Implantat-Oberfläche eingenistet und können oftmals nicht mehr eliminiert werden. Das Implantat muss dann wieder entfernt werden.

Die letzten Schritte sind im Gange. Die Arzthelferin, Frau Schuster, ist sichtlich erschöpft und versucht mit kleinen Übungen ihren Nacken zu entspannen. Die längere Sicht nach unten auf den Patienten, ist trotz täglicher Routine, sehr anstrengend. Die letzten Stiche wurden gesetzt und die Wunden verschlossen. Während die Helferin den Patienten vom Operationsbesteck befreit, streift der Chirurg mit einer gewohnten Bewegung die Handschuhe ab und verlässt den Raum. Die zuckenden Augenlieder lassen erkennen, dass der Patient aus der Narkose erwacht.

Da sich das System noch in der Entwicklung befindet, wird erst in der finalen Phase klar sein, wie viel das Paket kostet. Im Vorfeld versichert die Firma, dass es aber deutlich billiger ist, als bisherige Dental-Navigationssysteme.

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Denise Heller

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