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Mehr Sicherheit durch Indoor Positioning – Ein Interview mit Johanna Geiß

Ortungsdienste wie GPS (Global Positioning System) sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Die Technologie basiert auf dem sogenannten Outdoor Positioning. Weniger bekannt ist das Gegenstück für den Innenbereich: Indoor Positioning (IPS). Die Technologie wird in der Industrie, Logistik, aber auch in Krankenhäusern verwendet. Pelora ist ein Start-Up, das sich auf eben diese präzise Innenortung spezialisiert hat. Gegründet wurde es von vier Ingenieur:innen, die alle an der FAU Erlangen-Nürnberg studiert haben. Auf der Automatisierungsmesse SPS in Nürnberg sprach Teamleiterin Johanna Geiß über zusätzliche Sicherheit in der Fertigung und wie schön es ist, wenn aus Forschung ein Produkt wird.

Wie genau unterscheidet sich Indoor- von Outdoor Positioning?
Im Außenbereich ist die Standardtechnologie für die Ortung GPS. Das hilft uns zum Beispiel dabei, mit Google Maps durch die Straßen zu navigieren. Das Problem dabei ist, dass das Signal schlichtweg nicht durchs Dach gelangt. Das bedeutet, innerhalb von Gebäuden funktioniert es nicht mehr. Wenn man sich beispielsweise in dieser Halle zu einem bestimmten Messestand navigieren will, bräuchte man dafür andere Systeme. GPS wäre auch gar nicht genau genug dafür. Häufig brauche ich ja viel genauere Informationen, als nur zu wissen, dass ich mich irgendwo auf der Straße befinde.

Wie genau funktioniert das System von Pelora?
Unser System basiert auf Bluetooth. Jedes Handy versendet ständig Bluetooth-Messages, die signalisieren, dass es sich mit Kopfhörern oder anderen Geräten verbinden könnte. Wir nutzen dieses sogenannte Signal von Smartphones aus, das dann wiederum von unseren Empfängern an der Decke erfasst wird. Diese Empfänger stellen dann fest, aus welcher Richtung das Signal kommt. Wir nutzen mehrere räumlich getrennte Antennen und vergleichen dann immer zwischen zwei Antennen das empfangene Signal. Aus diesen Informationen berechnen wir dann die Position. So können wir zum einen Smartphones orten, die diese Signale ohnehin aussenden, aber auch alle anderen Bluetooth-Geräte. Zusätzlich gibt es kleine Geräte, die Bluetooth-Signale versenden. Diese kann man überall befestigen, etwa auf einem Gabelstapler oder einem Akkuschrauber. So kann man feststellen, wo sich das Gerät gerade befindet.

Wo könnte man Ihr System überall anwenden?
Es gibt sehr viele Anwendungsbereiche für IPS. Wichtig ist vor allem das Orten von Tags in der industriellen Produktion und in der Logistik. Hier auf der Messe gab es einige Interessenten, die IPS gerne für Sicherheitssysteme nutzen würden. Es gibt in der industriellen Produktion Maschinen wie Roboterarme, die nicht arbeiten sollten, wenn sich eine Person in der Nähe aufhält. Wenn das System so etwas erkennt, kann man die Maschinen rechtzeitig stoppen. Ansonsten eignet sich IPS auch dafür, um Suchzeiten zu reduzieren. In der Logistik geht es darum, jederzeit zu wissen, wo welche Waren abgestellt sind und somit Prozesse zu optimieren. Ein anderes großes Anwendungsfeld ist die Smartphone-Ortung, zum Beispiel beim „Consumer-Tracking“ in Supermärkten. Das dient dazu, das Verhalten von Kunden zu analysieren. Man könnte das auch hier auf der Messe anwenden.

Auf der SPS-Messe in Nürnberg stellte das Start-Up Pelora sein
Indoor-Lokalisations-System vor.
Der Name Pelora leitet sich von Pelorus ab,
einem Navigationsinstrument aus der Seefahrt.
Foto: Matthias Hable

Das Ganze hat einen gewissen Überwachungscharakter, finden Sie nicht?
Es ist tatsächlich komplett datenschutzkonform. Bei Smartphones wissen wir selbst nie, wem es genau gehört. Das Bluetooth-Signal, das von Smartphones versendet wird, hat immer eine zufällige Adresse, das sich alle zehn Minuten ändert. Das führt dazu, dass man nicht zurückverfolgen kann, wer genau dahinter steckt. Es ist also anonym.

Wie kam Ihnen die Idee für das Start-Up?
Die gesamte Technologie ist über Jahre hinweg bei uns am Lehrstuhl entstanden. Wir haben irgendwann festgestellt, dass eine Nachfrage dafür existiert. Ich glaube, es gibt nichts Cooleres für einen Wissenschaftler, als zu sehen, dass seine Forschung tatsächlich zu einem Produkt wird. Die Dissertation meines Kollegen Erik Sippel lassen wir direkt in das Produkt einfließen. Unsere Motivation ist also, dass wir daraus etwas Handfestes machen können und die Forschung nicht einfach in irgendeiner Schublade verschwindet.

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Matthias Hable

Matthias Hable

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