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Schweinerei in Bier und Wein

Die Anzahl von Vegetariern und Veganern in Deutschland steigt kontinuierlich. Deshalb werden immer mehr Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe genau unter die Lupe genommen, so auch Bier und Wein. Die sind nämlich meist nicht frei von tierischen Inhalten.

Wie ein Bier in Deutschland gebraut werden darf ist gesetzlich geregelt. „Wie das Bier im Sommer und Winter auf dem Land ausgeschenkt und gebraut werden soll”, ist der Titel der Verordnung, die der bayerische Herzog Wilhelm IV. im Jahr 1516 dem bayerischen Landständetag vorgelegt hat. Die Verordnung wurde angenommen und das „Reinheitsgebot“ ins Leben gerufen. Demnach darf bei der Herstellung von Bier nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden. Im Laufe der Jahre wurde das Gesetz immer wieder ausgebaut, so dürfen bei der Herstellung von obergärigem Bier auch Malzsorten sowie definierte Zuckerarten und Farbmittel verwendet werden. In Bayern allerdings beruft man sich auf das „absolute Reinheitsgebot“, das keine Zucker- oder Süßstoffarten vorsieht.

Das Bier wird traditionell immer noch aus der Flasche getrunken, die ist nämlich auch frei von tierischen Inhaltsstoffen – oder „clean“, wie man in der Veganer-Szene sagt. Problematisch wird es aber beim Etikett, das von den Bierflaschen möglichst restlos entfernbar sein soll. Hierfür wird meist Casein verwendet, ein tierisches Protein, das auch in der Käseherstellung verwendet wird. Viele Veganer greifen aus diesem Grund nicht zur Bierflasche. Die Internetseite etikettenwissen.de hat mehrere Hersteller angeschrieben und die verwendeten Inhaltsstoffe der Etiketten erfragt. Demnach sind viele Verpackungen vegan, allerdings handelt es sich dabei meist um Produkte aus der veganen Serie oder um Säfte. Da das Reinheitsgebot gesetzlich nur für deutsche Biere gilt, werden ausländische Biersorten oft mit anderen Zusatzstoffen gebraut. So enthält beispielsweise das beliebte irische Bier Guinness tierische Inhaltsstoffe.

Nicht alles muss gekennzeichnet werden

Beim Wein wird es komplizierter. Das Getränk wird aus dem vergorenen Saft der Weintraube hergestellt. Der Markt bietet dabei tausende Weinsorten an, die sich je nach Rebsorte im Geschmack, der Trübung und dem Alkoholgehalt unterscheiden. Je nach Anbaugebiet werden noch Zuckerarten und Farbstoffe hinzugegeben. Während der Weinherstellung werden Substanzen freigesetzt, die bei unsachgemäßer Verwendung, wie beispielsweise der falschen Temperatur, unerwünschte Verfärbungen verursachen können. Die „Schönung“ des Weines soll das verhindern. Bei der Klärung werden deshalb sogenannte „Schönungsmittel“ zugefügt, die den Wein für die vorgesehenen Transport- und Temperaturbedingungen haltbar machen sollen. Nach dem Weingesetz müssen die aus Ei gewonnenen Klärungsmittel Lysozym und Albumin, sowie Casein-Erzeugnisse auf dem Etikett angegeben werden. Die Hausenblase vom Fisch, Molkenproteine sowie Gelatine vom Schwein oder Fisch sind von der Deklarierungspflicht freigestellt. Somit ist für die Verbraucher nicht ersichtlich, ob sich in einem Wein tierische Inhaltsstoffe befinden oder nicht. „Wir fordern grundsätzlich, dass tierische Bestandteile auf den Etiketten angegeben werden, das ist ein Teil unseres 15-Punkte Plans gegen Verbrauchertäuschung“, sagt Andreas Winkler von der Verbraucherschutzorganisation foodwatch.

Vegetarier-Label

Doch nicht nur Vegetarier und Veganer sind auf diese Angaben angewiesen. Auch Juden und Muslime wollen wissen, ob und welche tierischen Produkte sich in ihren Lebensmitteln befinden. Damit Verbraucher sofort erkennen, ob ein Produkt frei von tierischen Bestandteilen ist, hat die Europäische Vegetarier Union das „V-Label“ eingeführt. Vergeben wird das Gütesiegel an Unternehmen, die sich beim Vegetarierbund (VeBu) melden. Laut VeBu müssen die Hersteller dabei „einen detaillierten Fragebogen ausfüllen und bereit sein, ihre Produktion vor Ort kontrollieren zu lassen“. Bisher soll es laut eigenen Angaben rund 250 Lizenznehmer geben. Wer im Supermarkt vor den Weinregalen steht, wird allerdings schnell feststellen, dass ein vegetarisches Gütesiegel Mangelware ist. Weinliebhaber die auf Nummer sicher gehen wollen, müssen wohl auch in Zukunft auf Bioläden und Internetversände zurückgreifen.

Bildquelle: © Tobi Grimm / <a href=”http://www.pixelio.de” target=”_blank”>pixelio.de<http://pixelio.de></a>

1 Kommentar

  • Karl-Heinz Rattke schrieb am:

    “Darf man/frau das alles glauben”, fragte ich mich, nachdem ich diesen Artikel gelesen hatte. Ja, es ist unglaublich aber dennoch war, ergab meine hektische Internetrecherche. Sicherlich gibt es einige Spötter, die fragen werden: “Essen die Veganer wohl auch die Etiketten, weil sie nicht satt werden?” Denen sei gesagt, sie wissen nicht, was sich hinter dem Begriff “vegan” und hinter der Einstellung zum “Veganismus” verbirgt. Die Verwertungsindustrie des tierischen Lebens, die FLeischindustrie kennt keine Grenzen, die von ihr verursachten Schäden ebensowenig. Ich bin kein Veganer, aber ich werde künftig auf die Labels beim Wein achten und das Guinnes Bier werde ich mir wohl künftig verkneiden und lieber auf’s heimisch Altfränkische setzen. Ich habe mich schon immer gefragt, was beim Wein vegan sein soll (in den meisten Bio Läden werden diese Sorten immer häufiger angeboten). Jetzt weiß ich es. Interessiert hätte mich noch, was in den Bieren so drin steckt an tierischen Produkten. Pfui deibel, Danke an den Autor für die kurze aber sehr erhellende Zusammenfassung. Ich bin ab sofort für die bedingungslose Kennzeichnung aller Lebensmittel und Getränke und, und, und … Wie gesagt, die Verwertungsindustrie kennt keine Grenzen.