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Too Good To Go – Eine App gegen Lebensmittelverschwendung

Die aktuelle Inflation sorgt nicht nur für schlechte Laune, sondern auch für leere Geldbeutel. Erst kürzlich berichtete die Rheinische Post, dass es einen immer größer werdenden Andrang bei den Tafeln und ähnlichen Spendenorganisationen gibt. Außerdem gehen die Spenden stark zurück, sodass es zunehmend Aufnahmestopps gibt. Eine mögliche Abhilfe schaffen Organisationen wie “Too Good To Go”.

Too Good To Go hat 2016 die erste Mahlzeit gerettet. Mittlerweile sind laut der offiziellen Website nicht nur etwa 17 Tausend Betriebe beteiligt, sondern auch 8.8 Millionen Menschen, die regelmäßig die App nutzen. Über 20 Millionen Magic Bags wurden schon gerettet „und es werden täglich mehr“. Ziel: Immer mehr Lebensmittel retten, statt sie zu verschwenden. 

Der Fokus soll hierbei aber nicht auf dem Resteessen liegen, das betont auch Dets: „Der Vertriebler von Too Good To Go hat das Essen als Reste bezeichnet, was mir nicht gefallen hat“. Dets ist der Chef -oder nach eigener Bezeichnung „Store Manager“- des Red Curry House in Nürnberg. Ihre Zusammenarbeit mit der Organisation besteht schon seit 2019. Damit gehören sie zu den etwa 17 Tausend Betrieben, die ihre „Lebensmittelverschwendung reduzieren“. 

Was steckt hinter „Too Good To Go“?

Die Hauptaufgabe besteht darin, übrig gebliebene Lebensmittel zu essen, statt sie zu verschwenden. Die vier Säulen, an denen laut Too Good To Go gearbeitet werden muss, sind: Haushalte, Wirtschaft, Bildung und Politik.

Im Punkt Haushalte geht es vor allem darum, im Alltag weniger Lebensmittel zu verschwenden. Beispiele hierfür sind: im Voraus zu planen, Lebensmittellabel zu verstehen und das Essen richtig zu lagern.

In Bezug auf die Wirtschaft werden die Unternehmen angesprochen, den Verpackungsmüll und den Konsum einzustellen. Außerdem werden sie über konkrete Maßnahmen gegen die Lebensmittelverschwendung und deren Ursachen aufgeklärt. Diese sind meistens in der Überproduktion von Essen, zu großen Portionen oder überfüllten Buffets zu finden.

Besteht der Bedarf nach Weiterbildung, können auf der Website verschiedene Informationen gesammelt oder ein Quiz absolviert werden. Hier werden auch die Altersstufen noch einmal aufgeteilt, sodass beispielsweise zehn bis dreizehn Jährige ein anschauliches Bild erhalten, auf dem erklärt wird, wo das Essen herkommt. Wohingegen für 16 bis 18-Jährige verschiedene Artikel über Themen wie die Lebensmittelverschwendung zur Verfügung stehen.

In Sachen Politik klärt Too Good To Go auf, wie es auf der ganzen Welt aussieht. In Europa werden zum Beispiel jedes Jahr 88 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, weshalb einige Länder sich bemühen, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren. Auch Asien und Ozeanien haben schon erkannt, dass durch eine fortschrittlichere Abfallpolitik auch die Nachhaltigkeit besser wird.  

Essen retten per App

Informationen können nicht nur über die Website gesammelt werden, sondern auch über die Too Good To Go App. Hier können die Unternehmen übrig gebliebenes Essen online stellen und alle Interessenten können sich für den halbierten Normalpreis das Essen abholen. Die Unternehmen können bestimmen, wann, sie wie viel verkaufen wollen. Mehr kann aber nicht beeinflusst werden. Laut Dets ist das der einzige „kleine Fail“ an der App.

Aus Kundensicht sieht man, wann bei welchem Geschäft übrig gebliebene Lebensmittel abgeholt werden können. Hier handelt es sich teilweise um Obst oder Gemüse, aber auch fertig zubereitete Mahlzeiten. Dadurch spart man sich nicht nur das Kochen, sondern auch das Geld. Eine sogenannte „Magic Bag“ ist eine normale Portion, wie man sie jederzeit im jeweiligen Geschäft bekommt. Allerdings muss für die Magic Bag nur der halbe Preis gezahlt werden. Ein – wie Dets findet – kleiner Verzicht für das Unternehmen, wenn dadurch Lebensmittel gerettet statt weggeschmissen werden. 

Dateiansicht der “Too Good To Go” App. Bild: Naima Ögrük.

Bewusstsein fürs Wirtschaften wächst

Jetzt stellt sich die Frage: Funktioniert das Konzept von Too Good To Go? Wenn ja, warum?
An dieser Stelle kann gesagt werden, ja, das Konzept funktioniert. Und das hat ganz einfache Gründe. Die meisten Menschen sparen gerne und vor allem gerade jetzt, mit der einhergehenden Inflation und den damit zusammenhängenden Preissteigerungen. Auch Dets meint: „Vorher wurden eigentlich schon immer alle Portionen über Too Good To Go gekauft, aber seit der Energiekrise, sind sie schon innerhalb von zwei Stunden alle weg“. Das habe laut ihm den Grund, dass die Menschen zwar aufs Geld schauen, aber trotzdem noch Essen in guter Qualität haben möchten.

Vermeiden von Lebensmittelverschwendung

Der größten Vorteil der App, das Vermeiden der Lebensmittelvergeudung, wurde bereits häufig genannt. Aber es gibt noch weitere Aspekte für die Betriebe. Durch Too Good To Go gewinnen Firmen neue Kund*innen, von denen etwa 76 Prozent den Betrieb auch nach der Bestellung über die App noch einmal besuchen. Auch im Red Curry House kommt es öfter vor, dass Kund*innen zum Mittagstisch oder einem familiären Abendessen vorbeischauen, weil sie durch Too Good To Go von dem Restaurant überzeugt wurden. Ein großer Mehraufwand entsteht ebenfalls nicht. Die Lebensmittel, die sonst weggeschmissen wurden, werden jetzt zu einem günstigeren Preis weiterverkauft. Das nimmt wenig Zeit in Anspruch und sorgt auf beiden Seiten für Freude.

Zahlen vs. Lebensmittel

Die größte Schwierigkeit stellt für die Betriebe die Anfangsverhandlung dar. Einen fairen Verkaufspreis zu verhandeln, kann sich als mühsamer herausstellen, als zuvor gedacht. Dets erzählt, dass es schwierig war, sowohl den Lebensmitteln als auch dem finanziellen Teil gerecht zu werden. Die Betriebe müssen nämlich etwa einen Euro pro Magic Bag an die Organisation zahlen. Bei durchschnittlichen Preisen zwischen 2.50€ und 6.50€, ist das nicht gerade wenig.

Und die Zukunft?

Innerhalb von fünf Jahren einen bereits so großen Fortschritt bei einer Organisation zu sehen, lässt nur vermuten, wie es in weiteren fünf Jahren aussehen wird. Welchen Einfluss die Inflation dabei hat, ist noch unklar.

Fakt ist jedoch, dass die Betriebe ihre Preise erhöhen werden, um nicht bankrott zu gehen. Diese preislichen Auswirkungen auf Too Good To Go werden aber sehr gering ausfallen, sodass sich am Konzept und der steigenden Beliebtheit wenig, bis nichts ändern wird.  

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