Grafiktaschenrechner haben mehr Rechenleistung als man meint. (Bild: Litsche, Constantin)
15. Januar 2021
Kartoffeln zum Zocken
Der YouTuber „Equalo“(Mark), hat es geschafft den Spiele-Klassiker „Doom“ auf kreative Art und Weise ohne Steckdose zum Laufen zu bringen. Seine Lösung für das Problem beinhaltete dabei ein paar Kilogramm Kartoffeln!
Innerhalb der Gaming-Community ist es schon lange Volkssport den Urgroßvater der Shooter-Spiele auf den aberwitzigsten Geräten zum Laufen zu bringen. Darunter befanden sich schon Geräte wie Drucker, Armbanduhren, Geldautomaten oder sogar ein Schwangerschaftstest. Wobei bei letzterem ein bisschen getrickst wurde. Doch nun ist ein Taschenrechner an der Reihe, betrieben von einer simplen Kartoffelbatterie. Besser gesagt einer Menge an Kartoffelbatterien.

Wieso klappt das mit der Kartoffel?
„Der ganze Clou der Kartoffelbatterie ist ja eigentlich, dass Sie zwei verschiedene Materialien in die Kartoffeln hineinstecken, die unterschiedlich edel sind“, erklärt Prof. Dr. Jan Lohbreier von der Technischen Hochschule Nürnberg. Dabei findet eine chemische Reaktion zwischen dem unedlen Metall Zink mit dem edlen Metall Kupfer statt. „Und dann brauchen Sie dazwischen etwas, was möglichst gut die Ladungen transportieren kann. Eine Art Elektrolyt, wie es auch in einer normalen Batterie zu finden ist“, so Lohbreier. Im Falle der Kartoffelbatterie ist dies eben der Saft der Kartoffel. Durch die chemische Reaktion löst sich das Zink langsam auf und transportiert seine Elektronen über das Elektrolyt zum Kupfer. Dieser Elektronenfluss ist nichts anderes als elektrischer Strom.

Genau dieses Prinzip machte sich „Equalo“ bei seinem Experiment zu Nutze und schaltete circa 700-800 Kartoffelbatterien in Reihe. Sein eigentliches Ziel war es einen Ein-Platinen-Rechner (Raspberry Pi) zu betreiben. Jedoch wurde nach vier Tagen Kartoffeln kochen, Zink und Kupfer einstecken und alles in Reihe zu schalten schnell klar: Das wird nichts! Die Stromstärke der Kartoffelbatterien reicht nicht, um den Raspberry zu starten. Und ein weiteres Problem machte sich in seiner Garage breit: es roch bereits fürchterlich nach vergammelten Kartoffeln.

So zerbrach sich Mark den ganzen Tag den Kopf wie er seine Idee dennoch retten könnte, bevor seine selbstgebastelten Batterien vollends verschimmelten. Eine Lösung musste her, denn seine Garage war kaum mehr zu betreten. Doch dann kam „Equalo“ auf die Idee: ein einfacheres Gerät musste her! Ein Grafiktaschenrechner! Er entfernte die Batterien des Rechners und steckte den Taschenrechner an die in Reihe geschalteten Kartoffelbatterien. Und siehe da: Das Spiel lief perfekt!

Was ist noch möglich?
Um dieses Experiment zuhause nachmachen zu können, muss man dafür nicht mal eine Kartoffel haben. Es bieten sich viele weitere Gemüse- und Obstsorten zum Bau einer solchen Batterie an. Lediglich Ionen müssen im Saft enthalten sein. Die Batterie hält jedoch nicht ewig, denn spätestens, wenn keine Ionen mehr vorhanden sind oder die Metalle mit Fremdatomen überzogen sind, kommt die chemische Reaktion zum Stillstand. Achtung: Das Obst bzw. Gemüse ist nach dem Bau einer solchen Batterie nicht mehr genießbar, da es Metallionen enthält.
„Und das hat nichts mit Nahrungsergänzungsmitteln zu tun!“
,meint Professor Lohbreier schmunzelnd.
LINK zum Video von Equalo