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Gamification: Spielend Arbeiten

Vermutlich kann sich jeder etwas spannenderes vorstellen, als den Müll raus zu bringen. Zum Beispiel in einer epischen Queste gegen Drachen zu kämpfen. Wieso also nicht das eine mit dem anderen kombinieren?

Das Konzept dazu nennt sich „Gamification“. „Die Idee ist, Spielelemente in spielfremden Kontext zu übertragen, um Verhalten zielgerichtet zu Beeinflussen“, erklärt Thomas Voit, während seines Vortrages anlässlich der Nürnberg Web Week. Er ist Wirtschaftsinformatiker an der Technischen Hochschule Nürnberg. Die App „Epic Win“ beispielsweise, macht Haushaltsaufgaben zu ruhmreichen Abenteuern. Was natürlich motiviert. „Gamification appelliert vor allem an die Neugier und belohnt durch positives Feedback“. Für Dinge wie den Abwasch, oder staubsaugen, gibt es dann Erfahrungspunkte und Schätze auf dem Smartphone. Dadurch ändert sich der Blickwinkel auf die zu erledigende Aufgabe. Lästige Arbeit erledigt sich quasi nebenher bei der jagt nach dem Highscore.

Pro…

Ein anderes Beispiel für Gamification ist die Aktion „Hass hilft“, vom Zentrum für demokratische Kultur. Postet jemand einen rassistischen Kommentar auf Facebook, spendet er damit unfreiwillig einen Euro für Flüchtlingsprojekte. Den bisher gesammelten Betrag und eine Bestenliste der „fleißigsten Spender“ kann man online live mitverfolgen. So macht das Projekt erfolgreich auf Fremdenfeindlichkeit im Internet aufmerksam.

…und Contra

Jedoch kann man auch dieses Konzept gegen die Nutzer anwenden. So arbeitet China gerade an der Einführung eines so genannten „Citizen Score“. Dieser bewertet jeden Bürger anhand von Kriterien wie Onlineverhalten, Kreditwürdigkeit, Hobbies und sozialem Umfeld, um daran dann Entscheidungen fest zu machen. Mögliche Einsatzfelder sind unter anderen die Bewertung von Visaanträgen oder die Vergabe von Ämtern. Es liegt also wie so oft beim Anwender, ob er ein System ge- oder missbraucht. „Gamification ist wie ein Messer. Man kann damit Brot schneiden, oder zu stechen“.

Unbewusst darauf gestupst

Einen anderen Ansatz stellt das sogenannte „Nudging“ (Englisch, stupsen) dar.
Hierbei wird versucht, das Verhalten der Zielgruppe passiv zu verändern. Wer beim Toilettengang schon einmal einen Fliegenaufkleber im Pissoir entdeckt hat, der hat schon Bekanntschaft mit Nudging gemacht. Entschließt sich der Nutzer, beim Geschäft auf die Fliege zu zielen, bleibt das Ergebnis innerhalb der Schüssel und das Umfeld wird weniger dreckig.
So trägt ein einfacher Aufkleber unbewusst zur Sauberkeit bei – und die Entscheidung bleibt freiwillig.

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