Frecher Begrüßungsspruch der Brauerei Erlbach (Foto: Karoline Grimm).
16. November 2014
Bierbrauen wie zu Omas Zeiten
Hopfen, Hefe, Malz und natürlich Wasser – nach dem Reinheitsgebot von 1516 dürfen nur diese vier Zutaten in einem Bierfass landen. Das gilt für große, wie auch kleine Brauereien überall in Deutschland. Die Herstellungsweise, die Menge der Zutaten oder auch die Gärzeit, tragen dazu bei, dass es so viele unterschiedliche Biersorten geben kann, ohne gegen das Reinheitsgebot zu verstoßen.
Automatisierung ist ein großes Thema in der Getränkeindustrie. In der Zeit von „Industrie 4.0“ stehen die Hallen von Getränkeherstellern voller automatisierter Anlagen, vom Brauprozess, über Abfüllung, bis hin zur Etikettierung. Auch das Spülen von Kästen und Flaschen oder das Entschrauben von Glas- und PET-Flaschen, übernehmen die innovativen Anlagen von Firmen wie RINK oder Bohrer Maschinenbau GmbH. Doch nicht jeder Braubetrieb schließt sich dem Automatisierungskonzept an.
Das kleine Schaubrauhaus in Erlbach, im sächsischen Vogtland, braut und füllt noch auf althergebrachte Art. Urige Fässer, hölzerne Bierkästen und Stoffsäcke voller Gerste dekorieren den Eingang der handwerklichen Schaubrauerei und Gaststätte. Der „Handy Ausschalter“ am Eingang signalisiert: zu viel Technik wird hier nicht gebraucht.
„Unsere Sud-Behälter fassen 500 Liter. Das Bier wird nur hier im Brauhaus verkauft”, so Brauer Stefan Weiske. Auch im angeschlossenen Dorfladen kann man das Bier erwerben. Im Sudhaus der kleinen Brauerei, das sich direkt hinter dem Tresen der Gaststätte befindet, stehen fünf große Bottiche. Drei zum Gären und Lagern des Bieres und jeweils einer zum Maischen und Läutern.
Beim Maischen wird das Gemisch aus Wasser und Malz langsam aufgekocht. Dieser Schritt ist ausschlaggebend für die Entstehung des Alkohols im Bier, da durch chemische Prozesse Malzzucker frei wird, der später mit der Hefe reagiert.
Durch das Läutern werden die Feststoffe des Getreides aus dem fertig gekochten Sud gefiltert. Je nachdem, wie oft die Flüssigkeit mit heißem Wasser aufgegossen wird, variiert der Anteil des Malzzuckers und der Stärke-Abbauprodukte, die ebenfalls den Alkoholgehalt des Bieres bestimmen.
Anschließend wird die Würze gekocht. In diesem Schritt kann man die unterschiedlichsten Arten und Mengen von Hopfen hinzugeben, um den Biergeschmack zu verändern. Nach dem Entfernen aller Schwebstoffe und Hopfenreste, kühlt die Stammwürze ab.
„Die Hefe wird erst am Ende hinzugegeben. Dann kommt sie für ein paar Stunden in einen offenen Gärbottich, dass ich sehen kann, ob die Hefe anfängt zu gären“. Danach wird das „Rohbier“ in einen Sudbehälter gepumpt und darf sich entfalten. Weiske gibt ab und zu Führungen für die Gäste, die sich für die Entstehung des Bieres interessieren.
In der kleinen Abfüllkammer, über dem Sudraum, steht eine ältere, nicht mehr genutzte Abfüllanlage von Krones, eine der führenden Firmen hinsichtlich Abfülltechnik. Von Industrie 4.0 ist im Brauhaus Erlbach nicht viel zu sehen und das muss auch nicht sein. „Wir brauen und füllen ab, wenn wir Nachschub brauchen. Dann steht man eben schon mal ein paar Stunden am Abfüller, bis man die 500 Liter fertig hat…“, Weiske grinst und zeigt auf die Bierkästen „…gut, dass wir auch 2 Liter Flaschen verkaufen“
Mit der etwas neueren Abfüllanlage, befüllen Weiske und seine Kollegen, 0,3 bis 2 Liter Flaschen, die sie anschließend auch per Hand etikettieren. Die benutzten Flaschen werden gespült, eingeweicht, um das alte Etikett abzulösen und neu beklebt.
Auch wenn das Erlbacher Brauhaus altmodisch erscheint, ist es lange nicht veraltet. Ab und zu experimentiert Weiske mit Geschmack und neuen Zutaten. In Zusammenarbeit mit der neuen Kaffeerösterei aus dem sächsischen Plauen, ist eine neue Sorte entstanden.
Das „Coffee Stout“ gärt bereits in einem der Bottiche der Schaubrauerei und kann ab Mitte Dezember in der Gaststätte oder im Dorfladen verkostet werden.
Fotos: Oliver Nitzsche
Text und Recherche: Karoline Grimm