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Möbel sprießen aus dem Boden

Möbel und Verpackungen aus Pilz. Das klingt zunächst etwas seltsam, doch die Firma „Ecovative“, aus Green Island, New York, produziert bereits seit 2007 dieses neuartige Material.

Zwar experimentierten Wissenschaftler bereits seit einigen Jahren daran, allerdings waren die Amerikaner die erste Firma, die diese Idee, in einem großen Rahmen umgesetzt haben. Doch halten diese Möbel aus Pilz überhaupt?

Eben Bayer und Gavin McIntyre gründeten Evocativ im Rahmen eines Uni-Projekts. Die beiden entwickelten eine Methode, Isolierungsmaterial auf Basis von Pilz herzustellen. Im Jahr 2007 öffneten sie dann ihre Firma. Ihre Erfindung wird mittlerweile von vielen großen Firmen, wie Dell, Puma oder Steelcase, genutzt. 2009 eröffneten sie in Green Island, NY, ihre erste große Fabrik. 2015 kam dann eine weitere Produktionsstätte in Troy, NY, hinzu.

Es gibt viele verschiedene Formen, in welche das Material gepresst werden können. Quelle: Ecovative Press Kit
Es gibt viele verschiedene Formen, in welche das Material gepresst werden können. Quelle: Ecovative Press Kit

Die Herstellung

Alles nimmt seinen Anfang mit ganz normalen Bioabfall. Dieser besteht aus Hanf und Getreide. Das Material stammt aus regionalen Bauernhöfen. Zunächst muss es zerkleinert werden. Dieser Masse wird dann der Pilz zugegeben. Der organische Abfall dient dem Pilz als Nahrung und sorgt für die notwendige Struktur. Nach dem Zerkleinern wird das Material erhitzt und mit Hilfe von Wasserdampf gereinigt. Anschließend werden die Pilze hinzugegeben. Noch sind diese allerdings nicht sichtbar, da sie mikroskopisch klein sind. Wichtiger als der eigentliche Pilz sind deren Wurzeln, das sogenannte Myzel.

Dieses ist für das Wachstum des Pilzes verantwortlich, hierfür wird der Bioabfall benötigt. Durch das Wachstum werden die Abfallpartikel miteinander verklebt. Der organische Abfall ist so nahrhaft, dass die Pilzpartikel ihre Größe in wenigen Stunden verdoppeln. Dadurch verbinden sich die einzelnen Kompostteile zu einer festen Masse. Nach circa vier Tagen hat sich der braune Ausgangsstoff, in eine feste, weiße Struktur verwandelt.

Aus Pilz – Matsch werden Möbel

Um ein starkes Zusammenwachsen des Pilzes zu ermöglichen, werden die einzelnen Fasern auseinandergebrochen. Dieser Zusammenhalt reicht aus, damit man auf den daraus hergestellten Möbeln sitzen kann. Zur Herstellung der Möbel, wird die Masse in eine Form gegeben und verweilt dort noch einmal drei Tage. Während dieser Zeit verwachsen die Pilze zu einer extrem stabilen Masse. Nach dieser Zeit kommt das Gebilde in einen Ofen, damit der sich Pilz nicht mehr weiter vermehrt und somit aufhört zu wachsen. Das Produkt hat zu diesem Zeitpunkt noch die Konsistenz ähnlich eines Schwamms, deshalb gibt man es in eine Presse. Nun sieht der anfänglich schleimige und feuchte Matsch, tatsächlich wie eine ganz normale Spanholzplatte aus.

Aus diesem Material können nun der verschiedensten Produkte hergestellt werden. Aktuell beinhaltet die Palette zum Beispiel einen Barhocker oder auch einen ganzen Schreibtisch. Die Möbelstücke werden allerdings nicht geschraubt oder gebohrt, sie wachsen in ein paar Tagen ganz natürlich in die gewünschte Form. Die Möbel sind so stabil, dass sogar zwei erwachsene Männer auf einem Stuhl stehen können.
Da das Material so Kosten günstig ist, rechnet sich das Geschäft bereits, was bei StartUps ja nicht immer der Fall ist. Die beiden Inhaber wollen in Zukunft noch weiter expandieren und ihre Palette weiter ausbauen. So planen die beiden sogar ganze Häuser aus ihrem Wundermaterial der Zukunft zu bauen.

Das Material aus Pilz wird in die gewünschte Form gegeben und wird dadurch geformt. Quelle: Ecovativ Press Kit
Das Material aus Pilzen wird in die gewünschte Form gegeben und wird dadurch geformt.
Quelle: Ecovativ Press Kit

Grow it yourself

Aber man kann nicht nur fertige Möbel online bestellen. Auch zu Hause kann man sich selber Pilzmöbel herstellen. Dafür müssen sie lediglich das Grow It Yourself Kit im Shop bestellen. Ist das Kit bei einem angekommen, muss man nur noch die beiliegende Anleitung befolgen und bekommt innerhalb weniger Tage dieselbe Masse, wie in der Großproduktion. Diese Masse müssen sie dann nur noch für drei Tage in die gewünschte Form geben und anschließend ebenfalls ausbacken.

Autor: Lukas Dornauer

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