Fotograf: Felix Zeiss.
21. Juni 2017
Evora: Ein altes Bier neu aufgelegt
Die Bierothek in der Gustav-Schickedanz-Str. 8 in Fürth, unweit vom Hauptbahnhof, führt Bier aus aller Welt. 350 verschiedene Sorten, lokale aber auch internationale Marken können hier bestaunt und erworben werden. Je nach Saison wechselt die Betreiber das Angebot. Nun kommt eine weitere Marke hinzu, dessen Geschichte weit bis ins 19. Jahrhundert zurückführt – Evora Export.
Die Vergangenheit von Evora
Die Brauerei wurde erstmals 1841 erwähnt. Johann Heinrich Lederer hatte eine Branntwein- und Spiritusbrennerei in der Erlanger Straße in Fürth geführt. Im Jahre 1873 übernahmen die Brüder und Bierbrauer Jakob und Johann Enser die Anlage und bauten diese zu einer Bierbrauerei um.
Die Geschäfte liefen nicht besonders gut, weshalb es im Jahr 1878 zu einer weiteren Übernahme des Geschäfts kam. Zimmermeister Wilhelm Evora und Baugeschäftsbetreiber Johann Jakob Meyer kauften die Brauerei für rund 83.300 Reichsmark. Die alten Gebäude wurden zunächst abgerissen und 1882 und durch einen Neubau eines Sudhauses und einer Mälzerei ersetzt. Nach und nach wurde immer mehr Fläche um das Areal herum aufgekauft, wodurch die Brauerei zunehmend wuchs. Im Jahr 1883 kam der eigens auf dem Gelände angelegte Evora-Keller hinzu. Seiner Zeit mit rund 6000 Plätzen einer der größten Biergärten der Stadt Fürth.
Nach dem Tod der beiden Gründer wechselte der Besitz der Brauerei innerhalb der Familie Evora immer wieder. Die Brauerei wuchs zusehends. Aufgrund des ersten Weltkrieges ging die Brauerei bankrott und so sah sich der damalige Eigentümer Hilmar Evora 1921 die Brauerei an das Brauhaus Nürnberg zu verkaufen. Bis es 1941 zu einer Stilllegung im Rahmen der Kriegsverordnung kam, wurde der Betrieb fortgeführt. Der Braubetrieb wurde nie wieder aufgenommen.
Der Neuanfang mit Hilfe aus Bamberg
Viele Fürther wussten bis vor kurzem nichts mit dem Namen Evora anzufangen. Das Bier war bis Januar 2017 so gut wie von der Bildfläche verschwunden. Dann kam Vincent Bartl, gelernter Braumeister und seit 2016 Ladenmanager der Bierothek Fürth, auf die Idee die Marke wieder aufleben zu lassen.
Anfangs wurde mit einem kleinen Kochtopf herumexperimentiert und die endgültige Rezeptur zusammen mit Geschäftsführer Christian Klemenz entwickelt. Braumeister Jörg Binkert wurde von der Idee überzeugt und stellte sein Brauerei in Breitengüsbach bei Bamberg zur Verfügung um in Serienproduktion zu gehen. So wurde am 1. April 2017 erstmals nach 76 Jahren wieder ein Bier mit dem Namen Evora gebraut. Es wurde am 4. Mai in der Bierothek angestochen und steht seitdem wieder zum Kauf zur Verfügung.
Das Bier im Test
Das Bier kommt in einer schlichten braunen Flasche mit, wie soll es auch anders bei einem Fürther Bier sein, einem grün-weißen Etikett. In schlichter, aber doch moderner Schrift steht groß EVORA und darunter Export. Ein weißes Kleeblatt erinnert zusätzlich an die Herkunftsstadt. Ein dunkelgrüner Deckel verschließt die Flasche.
Nach all diesem geschichtlichen Wissen und Entwicklungen sowie Aussehen kommt nun der wichtigste Aspekt eines guten Bieres: der Inhalt. Das Evora hat eine gold-orangene Farbe und ist leicht trüb. Im Glas zeigt sich eine Schaumkrone, welche schnell verschwindet.Eins lässt sich schon nach ein paar Schlücken recht schnell sagen: Evora ist ein sehr süffiges Bier. Leicht süßlich und nicht allzu herb. Das Ganze wird von einer blumigen Note abgerundet.
Wer einmal Lust hat das traditionsreiche Evora zu kosten, sollte einmal in der Bierothek Fürth vorbeischauen und ein paar Flaschen mitnehmen. Leute von weiter her, die einmal in den Genuss kommen wollen, können dies auch ganz einfach von Zuhause aus bestellen.