9. Mai 2018
Das Mitmachlabor: Ausprobieren, Mitdenken, Feedback geben
Selbst mal in die Rolle des Produktentwicklers schlüpfen – im JOSEPHS Nürnberg können Besucher unausgereifte Produkte und Dienstleistungen testen. Sie sollen mit ihrem Feedback helfen, die Innovationen kundengerecht weiter zu entwickeln.
Wenn ein Besucher den Laden in der Nürnberger Innenstadt das erste Mal betritt, hat er höchstens eine leise Vorahnung was ihn erwartet. Was verbirgt sich hinter dem „offenen Mitmachlabor“? . Es sieht futuristisch aus. In den weißen Wände sind überall LEDs verbaut und über den Arbeitstischen in der Mitte des 400 Quadratmeter großen Raumes hängen würfelförmige Steckdosen, die an die Fragezeichen-Blocks aus dem Nintendospiel Super Mario erinnern. Darum herum ist die jeweilige Themenwelt aufgebaut, die alle drei Monate wechselt. Die Mitarbeiter haben die einzelnen Stationen liebevoll Forschungsinseln getauft. Dort stellen Firmen und Organisationen ihre Produkte und Dienstleistungen vor und lassen diese ausgiebig testen.
„Im JOSEPHS werden Entwicklungsprozesse von Produkten der Zukunft mit den Kunden zusammen voran getrieben“, erklärt Mitarbeiterin Lisa Hussenether. „Die Co-Creatoren werden auf unseren fünf interaktiven Inseln aufgefordert auszuprobieren, mitzudenken und Feedback zu geben. Außerdem ist es hier immer gern gesehen, wenn wir Dialoge oder auch Diskussionen zwischen den Interessierten anregen können.
Entstehung und Zielsetzung des JOSEPHS
Die Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services und der Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik I der Uni Nürnberg-Erlangen haben das Konzept des JOSEPHS im Jahr 2014 umgesetzt. Seitdem gab es schon 16 Themenwelten von Touristik über Kleidung bis Mobilität. Die Idee des Crowd-Sourcing ist im Internet schon weit verbreitet, jedoch ist das JOSEPHS mit seinem Ladenkonzept deutschlandweit einzigartig. Die Entwickler erhoffen sich durch die sogenannte „Open Innovation” und Unterstützung der Kunden viele Vorteile. Das Vorgehen soll die Zufriedenheit und Loyalität möglicher Käufer fördern und die Marke besser im Markt etablieren. Auch Start-ups mit begrenztem Budget bekommen hier durch Förderprogramme die Möglichkeit, sich auch ohne kostspielige Designer oder Marktforscher zu entwickeln.
Bis dato kommen häufig Produkte auf den Markt „und die Werbung zeigt uns dann, warum wir sie kaufen sollen”, sagt Hussenether. “Dabei kann es passieren, dass sie an den Bedürfnissen der Kunden vorbei entwickelt und wichtige Aspekte vergessen wurden.“ Dem will das JOSEPHS entgegen wirken. “Wir beziehen die potentiellen Endkonsumenten in den Prozess der Produktentstehung mit ein. Aus diesem Grund ist das JOSEPHS entstanden“.
Aktuelle Themenwelt – “Zukunft der Arbeit”
Die aktuelle Themenwelt befasst sich mit der „Zukunft der Arbeit“. Künstliche Intelligenz als Hilfestellung bei der Bankberatung und ein Netzwerk für kreative Freiberufler und Firmen werden hier unter anderem vorgestellt. Aber auch, wie sich die neugierigen Testpersonen ihren zukünftigen Arbeitsplatz vorstellen. Das können sie anhand eines Lego-Modells visualisieren und Ideen zur Arbeitszeiteinteilung und der Atomsphäre mithilfe einer Mind-Map aus Post-Its zum Ausdruck bringen. „Jeder wünscht sich da etwas anderes und hat zum Thema Arbeitsplatz und Zeitgestaltung eine eigene Idealvorstellung”, sagt Hussenether. Deswegen ist diese Themenwelt eher philosophisch angehaucht und regt zu Diskussionen an, beinhaltet aber weniger Elemente zum Anfassen”. Das war beispielsweise in der vorherigen Themenwelt “Megatrends” der Fall. “Da hatten wir zum Beispiel eine nachhaltige Yoga-Matte und einen Fahrsimulator, der Gesten erkennt.“
Passend zu den jeweiligen Themen finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Experten halten Podiumsdiskussionen, Workshops oder Vorträge. “Diese Events finden abends im Veranstaltungsraum ,Denkfabrik’ statt und sind kostenlos. Es soll eine Möglichkeit geschaffen werden, um sich austauschen zu können und Kontakte zu knüpfen.”