16. Februar 2016
Laktosetoleranz: eine Steinzeit-Mutation?
Laktoseintoleranz ist auf der Welt weit verbreitet. Viele kennen das Gefühl von Blähungen, Bauchschmerzen und weiteren Beschwerden nachdem Milchprodukte verzehrt wurden. In nordischen Ländern können bis zu 90% der Bevölkerung Laktose verdauen, während es in südlichen Regionen nur ca. 10 bis 30 % sind und in Asien nur etwa 2%.
Milchzucker kommt in fast allen Milchprodukten vor. Dieser wird im Dünndarm durch das Enzym Lactase in zwei Einzelzucker gespalten. Hat eine Person jedoch eine Laktoseintoleranz fehlt dieses Enzym oder ist nur unzureichend vorhanden. Durch das Fehlen des Enzyms wird der Milchzucker nicht gespalten und gelangt in den Dickdarm. In diesem befinden sich Bakterien die den Milchzucker zu Gasen verarbeiten und somit die typischen Symptome der Laktoseintoleranz, wie Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen, hervorrufen.
Primäre Laktoseintoleranz
Die primäre Laktoseintoleranz ist die häufigste Form der Laktoseintoleranz. Diese ist genetisch bedingt. Während in den Kinderjahren Milchzucker noch sehr gut vertragen wird, verlieren viele Erwachsene das Enzym Lactase im Erwachsenenalter. Aus biologischer Sicht gibt es nämlich keinen Grund, dass ein erwachsenes Säugetier Milch trinkt. Forscher untersuchten die DNA von verschiedenen ethnischen Gruppen. Das Ergebnis war, dass durch eine simple Gen-Mutation Menschen auch noch nach dem Säuglingsalter Milchprodukte vertragen können. Die Forscher zeigten, dass bei laktoseintoleranten Menschen dieses Gen in einem Abschnitt liegt, das voll funktionsfähig ist, während bei Menschen die ihr Leben lang Milchzucker vertragen haben, dieses Gen defekt ist. Dies deutet darauf hin, dass es von der Natur gar nicht vorgesehen war, dass ein Mensch sein ganzes Leben lang Milch vertragen kann. Diese Mutation soll bereits vor etwa zehn- bis zwölftausend Jahren entstanden sein.
Sekundäre Laktoseintoleranz
Bei der sekundären Laktoseintoleranz ist eine Störung der Darmschleimhaut Grund für die Unverträglichkeit und keine genetische Veränderung. Durch Darmkrankheiten oder Veränderungen im Magen-Darm-Trakt kann eine Laktoseintoleranz auftreten. Jedoch vergeht diese Unverträglichkeit meist schnell, wenn die Ursache behoben ist. Auch Medikamente wie Antibiotika können zu einer vorübergehenden Intoleranz führen.
Kongenitaler Laktasemangel oder angeborene Laktoseintoleranz
Diese Form ist sehr selten und tritt bereits bei Säuglingen auf. Gesunde Säuglinge sind bereits ab der Geburt sehr gut mit Lactase ausgestattet und können die Muttermilch, sowie Flaschenmilch sehr gut verarbeiten. Bei einem absoluten Laktasemangel vertragen die Babys absolut gar keine Milch und erkranken schwer, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird. In Finnland ist dieser Defekt besonders oft zu beobachten.