Der erste Unverpackt laden kommt nach Nürnberg. Foto: Zero Hero
17. November 2016
Zero Hero: Verpackungsmüll war gestern
Mit Zero Hero soll der Verpackungsmüll bald der Vergangenheit angehören. Thomas Linhardt plant in Nürnberg den ersten Lebensmittelladen, der ganz ohne Verpackungen auskommt. Wie das funktioniert und wann wir mit der Eröffnung seines Ladens rechnen können, erzählt uns der sehr sympathische Inhaber in einem Interview.
Was wird man in deinem Laden kaufen können?
Thomas: Wir wollen insgesamt mit 240 bis 300 Produkten starten. Es gibt Basics wie Nudeln, Reis, Bohnen, Erbsen, Linsen und dann auch Lebensmittel wie Quinoa-, Chiasamen: Also vieles an Superfood. Außerdem werden wir vieles an Trockenprodukten, Naschsachen wie schokolierte Nüsse und Früchte, Gummibären, sowie vegane Nahrungsmittel anbieten. Es gibt natürlich Obst und Gemüse aus der Region, sowie Säfte zum Abfüllen. Auch Molkereiprodukte wie Milch, Käse, Quark und Joghurt findet der Kunde in unseren Reihen. Das wird dann eben in Gläsern verkauft, worauf es ein Pfand gibt. Alles ohne Einwegverpackungen. Es gibt auch exklusive Olivenöle und wahrscheinlich Spirituosen die teilweise in Glasflaschen oder zum Abfüllen zum Verkauf angeboten werden. Also eine kleine Feinkostabteilung sozusagen.
Wird es bei dir auch Haushaltswaren geben?
Thomas: Natürlich wird es auch Non-Food Sachen geben: Seifen, Zahnpasta-Tabs, nachhaltige Zahnbürsten aus Bambus mit Naturfasern, Naturseifen ohne Chemie, nachhaltiges Klopapier ohne Plastikverpackung, Spülmittel und Waschmittel zum Abfüllen. Da kann der Kunde dann seinen Behälter mitbringen und wir füllen das ab. Generell wollen wir so aufgestellt sein, dass man seinen Wocheneinkauf bei uns erledigen kann und alles bekommt, was man im täglichen Leben braucht.
Auf was legst du besonderen Wert?
Thomas: Wir legen sehr viel Wert auf regionale und saisonale Lebensmittel. Also wird’s jetzt keine Mangos geben, wenn die hier nicht angebaut werden zum Beispiel. Bei manchen Sachen haben wir natürlich Großhändler in Deutschland, aber was die frischen Waren betrifft, gibt es bei uns hauptsächlich nur regional und saisonal. Wir werden größtenteils Bioprodukte haben. Aber nicht nur, weil wir auch die kleinen Produzenten unterstützen wollen, die jetzt vielleicht nicht das Geld haben für die Zertifizierung eines Biosiegels.
Wie kann man sich einen Unverpacktladen vorstellen?
Einen Unverpacktladen kann man vergleichen mit einem modernen Tante Emma Laden. Dort hat man einen super Service gehabt und das soll auch in meinem Laden eine hohe Priorität haben. Da es auch Produkte geben wird, die in herkömmlichen Supermärkten nicht zu finden sind, wird man bei Fragen auch gerne beraten. Ich bin mit meiner Produktauswahl sehr sorgfältig und es geht auch nur was über die Ladentheke, was ich für gut befinde.
Ist denn auch was für die Fleischesser unter uns dabei?
Thomas: Ja, also Fleischesser in dem Sinne, dass wir erst mal keine Frischwurst anbieten. Aber vielleicht Fleisch und Wurst in Konserven oder Gläsern wird es geben. Natürlich aber auch luftgetrocknete Fleischwaren wie Salami am Stück oder luftgetrockneter Rinderschinken.
Wie sieht es mit der Hygiene in so einem Unverpacktladen aus?
Thomas: Bei uns wird es sauberer sein, als in einem herkömmlichen Bioladen. Die Lebensmittelbehälter werden zum Beispiel vor jeder Neubefüllung gereinigt. Außerdem arbeiten wir mit einer Schädlingsbekämpfungsfirma zusammen, die durch Fallen und Fliegengittern Vorsorge treffen werden. Der Laden muss sich natürlich auch einer behördlichen Lebensmittelüberwachung unterziehen. Dadurch, dass die Lebensmittel eigenhändig umgefüllt werden müssen, ist die Qualität durch eine ständige Sichtkontrolle gewährleistet. Außerdem sind die Behälter luftdicht verschlossen. Die Ware ist also auch vor äußerlichen Einflüssen geschützt.
Wie kann man sich deinen zukünftigen Laden vorstellen?
Thomas: Also wir wollen auf jeden Fall eine Bistro-Ecke anbieten, wo man bei einer gemütlichen Sitzmöglichkeit Kaffee und Kuchen genießen kann. Das soll auch ein schönes Ambiente sein zum Verweilen und quatschen, wo man in naher Zukunft auch kleine Gerichte oder auch Frühstück bestellen kann.
Macht ihr das dann alles selber?
Thomas: Ja, wir wollen das auch alles selber machen. Wir wollen dafür auch Rezeptkarten mit Grammangaben anbieten, dass man die Gerichte auch Zuhause nachmachen kann. Im Laden kann man sich das auch direkt für ein oder zwei Personen abwiegen und mit dem Kochen loslegen. Durch das Abwiegen bleiben einfach weniger Lebensmittel übrig und es wird nichts verschwendet.
Zurück zum Laden: In was füllt ihr eure Lebensmittel?
Thomas: In sogenannte Bulk Bins. Darin werden die Lebensmittel bereitgestellt und der Kunde kann sich mit einem Glas oder Baumwollsäckchen seine gewünschte Menge an Nahrungsmitteln abfüllen. Es wird viele Regale geben. Eine Abteilung wo die Drogerieprodukte sind und eine Kühltheke für die Molkereiprodukte. Am Anfang des Ladens steht dann auch eine Kasse, wo man seine Behälter abwiegt. Die spuckt dann ein Etikett aus, wo das Mittelgewicht mit einem Strichcode zu finden ist. Das Etikett wird dann an der Kasse automatisch abgezogen, sodass man nur den Inhalt zahlt.
Wie kommen denn die Waren bei dir an? Die müssen doch auch verpackt sein, entsteht da nicht auch viel Müll?
Thomas: Also die Waren kommen in großen 25 Kilo Säcken aus Papier. Allerdings dürfen einige Lebensmittel wohl laut EU-Verordnung nicht in Papiersäcken geliefert werden, weshalb hier leider wieder auf Plastiksäcke zurückgegriffen werden muss. Zu 70 bis 80 Prozent ist es aber in Papiersäcken. Da fällt natürlich auch Müll an, aber bei Weitem nicht so viel, wie bei den Konsumenten, die ihre Lebensmittel in Einwegverpackungen kaufen.
Wird ein Einkauf bei Zero Hero teurer sein, als in einem normalen Biomarkt?
Thomas: Ein Einkauf bei Zero Hero wird nicht teurer sein, als in einem gewöhnlichen Biomarkt. Im Gegenteil: Es wird für jeden Geldbeutel was dabei sein. Dadurch, dass die Waren in Großgebinden geliefert werden, fallen schon mal die Kosten für die Verpackungen weg. Die Werbung, die sonst auf jeder einzelnen Verpackung ist, muss der Kunde auch nicht mehr bezahlen. Diesen Preisvorteil möchten wir an die Kunden weitergeben. Wer bei Zero Hero einkaufen geht, spart also nicht nur Verpackungsmüll, sondern auch Kosten.
Wann und wo wirst du deinen Laden eröffnen?
Thomas: Also den Laden hätte ich ja gerne schon Ende diesen Jahres aufgemacht, aber das hat mit der Ladensuche nicht geklappt. Wir suchen in Nürnberg Gostenhof. Da ist es schwierig, weil die Läden immer entweder zu klein waren oder irgendetwas nicht gepasst hat. Aktuell sind wir mit verschiedenen Objekten im Gespräch. Also Anfang/Mitte nächsten Jahres ist geplant und es ist auch relativ sicher, dass es bis dahin klappt.
Ist Thomas Linhardt privat auch ein Zero Hero?
Thomas: Ehrlich gesagt bin ich auf dem Gebiet noch ein Anfänger. Für Zuhause habe ich beispielsweise ein Baumwollsäckchen gekauft, um damit zum Bäcker zu gehen. Außerdem habe ich schon versucht, mein Waschmittel aus Kastanien selber zu machen. Ich kaufe nichts was in Plastik verschweißt ist. Ich kaufe zum Beispiel auch keine Plastikflaschen. Es ist ja nicht nur der Umweltgedanke, sondern es ist ja auch ungesund. Man muss nicht perfekt sein, sondern man kann die richtige Wahl treffen.
Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Thomas: Ich will möglichst viele Leute damit erreichen, Müll einzusparen und Nachhaltigkeit zu fördern. Jeder einzelne kann was tun. Natürlich ist mir auch daran gelegen, meinen Laden erst mal unter Dach und Fach zu bringen. Hauptsächlich mache ich das, weil mir die Arbeit mit Lebensmitteln Spaß macht. Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, plane ich auch noch weitere Läden in Fürth und in Erlangen.
Zur Unterstützung meines Projekts findet am 28.11.16 eine Crowdfunding Kampagne statt.