Lebensmittel kaufen bei Amazon. Ist das die Zukunft? Foto: Jil Weber
6. November 2016
Amazon: Vom Internetriesen zum Lebensmittelkonzern
Nachdem Amazons Buchladen ein voller Erfolg war, plant der Internetriese nun auch einen Lebensmittelladen zu eröffnen. Laut eines Artikels des International World Business wurde kürzlich bekannt, dass Amazon bereits mit dem Bau eines Geschäftes in Seattle begonnen hat. Jedoch soll es nicht nur bei einem bleiben.
Amazon plant mehrere kleine Lebensmittelläden, die jedoch nur für Kunden des Lebensmittel-Lieferdienstes Amazon Fresh zugänglich sein sollen. Die Kunden können ihre bestellten Artikel entweder im Auto oder in der Filiale entgegennehmen. Wie in einem großen Abhollager. Speziell dafür hat Amazon in jedem Geschäft eine Drive-In-Station geplant.
Wie das Wall Street Journal berichtet, wird das Sortiment unter anderem Waren wie Milch, Fleisch, Gemüse und Fisch enthalten. Der gewöhnliche Vor-Ort-Verkauf von frischen Waren soll wohl auch ohne vorheriger Bestellung zulässig sein. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, länger haltbare Produkte per Same-Day-Delivery nach Hause liefern zu lassen. Außerdem soll Amazon eine Technik zur Erkennung der Nummernschilder entwickelt haben, um die Wartezeiten für die Kunden zu verkürzen. Dazu wollte sich das Unternehmen aber nicht äußern, teilte die Süddeutsche Zeitung mit.
Amazon Fresh tastet sich langsam an Deutschland ran
Das Vorhaben der Lebensmittelgeschäfte ist zunächst ein Teil des in Amerika und London etablierten Lebensmittel-Lieferservice „Amazon Fresh“. Es wird intern als „Project Como“ bezeichnet. Auch Deutschland soll bald auf den Genuss der bequemen Lebensmittellieferung kommen. In München und Berlin sind bereits erste Versuche von „Amazon Prime now” im Gange. Wenn sich Amazon Fresh in Deutschland durchsetzen kann, könnte das für Rewe, Edeka und die Discounter eine Bedrohung darstellen.
Amazon scheint seine Konkurrenz systematisch ausschalten zu wollen. Mit der Realisierung der Lebensmittelläden übt das Online-Unternehmen noch mehr Druck auf das amerikanische Einzelhandelsgewerbe aus. Walmart und Target, die zwei größten Discounteinzelhändler Amerikas, hatten schon vorher mit der erbarmungslosen Online-Konkurrenz zu kämpfen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Lage nun mit dem kommenden „Project Como“ entwickelt.
Was halten die Deutschen davon?
In einer Umfrage mit 100 Teilnehmern aller Altersklassen stellte sich heraus, dass lediglich 18% der Befragten Amazon Fresh in Anspruch nehmen würden. 77% hingegen würden wie gewohnt den Gang zum Supermarkt auf sich nehmen. 5% konnten sich noch nicht entscheiden.
Die Umfrage hat auch ergeben, dass die ältere Generation eine konservativere Sicht auf die Dinge hat. Sie möchten die kleineren Lebensmittelgeschäfte fördern und schützen. Die jüngeren Generationen haben häufig den Grund genannt, dass sie ihre Lebensmittel lieber selber auswählen und anfassen wollen. Für gewerbliche Zwecke sei Amazon Fresh aber gut geeignet.
Außerdem darf man nicht außer Acht lassen, dass sich die großen Lebensmittelgeschäfte wie Rewe, Edeka und Lidl bereits gegen die anstehende Konkurrenz gerüstet haben. Denn auch hier können Lebensmittel online bestellt werden. Ein Grund mehr, weshalb Amazon Fresh unsere Befragten größtenteils kalt lässt.
Onkel Amazon versus Tante Emma
Würde es einen Amazon Lebensmittelgeschäft in Deutschland geben, dann sieht die Sache wieder etwas anders aus. 33% Prozent der 100 Befragten wären nicht abgeneigt, dort einkaufen zu gehen. Aber 63% können sich mit dem Gedanken an ein Amazon Lebensmittelgeschäft nicht anfreunden. 4% wollten sich nicht festlegen. Außerdem scheinen unsere ausländischen Mitbürger offener für Neues zu sein. Sie waren sichtlich begeistert von Amazons neuen Plänen.
Der Besuch von Amazons Lebensmittelgeschäft sei abhängig vom Preis-Leistungs-Verhältnis und vom Standort des Geschäfts. Es bleibt also fraglich, ob sich Amazon Fresh oder sogar die besagten Einkaufsläden in Deutschland etablieren könnten.