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21. Oktober 2014
Geschmacksfrage: Bier aus dem Glas?
Glas, Steinkrug, Dose oder aus der Flasche? Fakt ist, die Deutschen trinken sehr gerne Bier. Doch aus welchem Gefäß schmeckt es am besten und gibt es wirklich einen Unterschied?
Durchschnittlich 107,2 Liter Bier trinken die Bundesbürger pro Jahr und Kopf in Deutschland! Laut Bundesverbraucherministerium konsumieren Männer im Verhältnis das Siebenfache der Frauen. Insgesamt beschreibt die Statistik aber, dass der Bierkonsum eher rückläufig ist, da 2003 noch 117,8 Liter Bier getrunken wurden. Der wichtigste Bestandteil ist nach dem Reinheitsgebot, welches im Jahr 2016 sein 500-jähriges Bestehen verzeichnet, der Hopfen.
Passende Gläser zu allen Biersorten
Dieser wird in Deutschland auf rund 18.300 Hektar angebaut, welches 60 Prozent der Hopfenanbaufläche der EU und rund ein Drittel der Weltanbaufläche beträgt. Der Hopfen wird zu 99,5 Prozent für die Herstellung von 5.000 – 6.000 verschiedenen Biersorten in Deutschland verwendet. Zu den vielen verschiedenen Biersorten werden jeweils passende Gläser vom Hersteller angeboten. Doch macht es wirklich einen Unterschied, ob man das Bier aus dem Glas, dem Steinkrug, der Flasche oder der Dose trinkt?
Glaskultur von den Römern
Fakt ist, Bier ist eines der ältesten und beliebtesten Getränke auf der ganzen Welt. Deshalb ist die Tradition des Gefäßes ebenso alt, vielleicht schon Jahrtausende. Genauer gesagt: Glasgefäße kannte man bereits im alten Ägypten und Mesopotamien. Auch Köln war zur Römerzeit ein berühmtes Zentrum der Glaskunst, da es dort noch den feinen, sauberen Rheinsand gab, der sich für die Glasherstellung besonders gut eignete. Jedoch verwendeten die Römer die aufwändig verzierten Gläser nicht für Bier, sondern für Wein.
Glasherstellung in Franken
Das ist auch der Grund, warum man nicht genau definieren kann, seit wann Bier aus Gläsern getrunken wird. Die Römer zogen aus Germanien ab und die Kunst des Gläsermachens wurde fast vergessen. Zur späteren Zeit begann man in Franken (wie soll es anders sein) wieder mit der Glasherstellung zu experimentieren. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum Franken die Hochburg der Bierbrauereien ist? Doch was dabei herauskam, war, eben wie für fränkische Verhältnisse, weit derber und gröber als die schönen filigranen Gläser, die man einst zur Römerzeit gefertigt hatte.
So entstand der Humpen
Man goss und blies Becher oder sogenannte Trinkhörner, welche eher einfach und unhandlich waren. Dann, im 16. Jahrhundert wurden neue Verfahren zur Glasherstellung entwickelt. Die Humpen entstanden – etwa 30 Zentimeter hohe Gefäße. Ein Humpen, auch Bierkrug, Steinkrug, Bierseidel, Henkel (Berlin), oder Halber (Norddeutschland) genannt, ist einfach gesagt, ein Trinkgefäß! Sein wichtigstes Form-Merkmal ist der zylindrische, leicht gebauchte Körper, zumeist mit Henkel und Scharnierdeckel. Hergestellt wird und wurde er überwiegend aus Glas oder Steinzeug, aber auch aus Silber oder Zinn.
Doch nun weg von der Geschichte und zum eigentlichen Thema
Bier sollte möglichst (und das tun die meisten Menschen auch) aus dem Glas getrunken werden. So kann man, anders als im Steinkrug, der Flasche oder der Dose besser feststellen, ob es noch haltbar ist. Außerdem entfalten sich die Aromen besser und das Wichtigste, die Schaumkrone bildet sich in einem Glas am ehesten. Bier besteht zwar immer aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser, aber jede der über 5.000 verschiedenen Sorten in Deutschland hat eine eigene Rezeptur und ein eigenes Herstellungsverfahren. Dadurch gibt es insgesamt eine enorme Geschmacksvielfalt, doch auch das Glas beeinflusst den Geschmack entscheidend.
Ober- und untergäriges Bier
Hier muss man dabei zwischen obergärigen und untergärigen Bieren unterscheiden. Das Weißbier zum Beispiel, in Bayern auch Weizen genannt, zählt zu den obergärigen Biersorten welches mit viel Kohlensäure angereichert wird und eine Gärung bei warmer Temperatur verlangt. Hier sollte ein Glas mit einer weiten Öffnung verwendet werden damit die Kohlensäure das Bier nicht zu sehr überschäumen lässt. Untergärige Biere hingegen wie das Pils, haben weniger Kohlensäure und der Gärvorgang erfolgt bei kalten Temperaturen.
Gefäße, die den Geschmack verfälschen
Deshalb sollte das Pils in ein Glas eingeschenkt werden, welches sich nach oben hin verjüngt und dadurch die Aromastoffe besser konzentriert werden. Außerdem ist auch die Glasstärke für den Geschmack des Bieres ausschlaggebend – je dünner die Glaswand, umso ausgedehnter ist das Geschmackserlebnis. Dose und Flasche verfälschen also durch das Aluminium oder dem Flaschenglas das Geschmackserlebnis und sollten daher eher „to go“ verwendet werden.
Doch welches Glas passt nun am besten zu welchem Bier?
Allgemein gilt, dass die Gläser oben nicht zu breit sein sollten, da sonst der Schaum zerfließt und ein wesentlicher Teil des Genusses verloren geht. Um noch mal zu den beiden verschiedenen Gärungsarten zurück zu kommen, ist das Weizenglas verhältnismäßig schlank, hoch, mit einer breiten Öffnung versehen und es fasst 0,5 Liter. Das Pilsglas oder die Pilstulpe ist jedoch dünnwandig, läuft nach unten hin zusammen und verlängert durch seine Form den Schaumerhalt. Der klassische Bierkrug heißt Seidel, welches in Franken auch einfach als Biersorte assoziiert wird: „ Bring mir mal a Seidla(er) mit“. Ihn gibt es in verschiedenen Größen mit leicht gebauchtem Körper und einem Henkel.
Die berühmten Maßkrüge, die man beispielsweise vom Münchner Oktoberfest kennt, fassen einen ganzen Liter Bier und haben ein Leergewicht von über einem Kilogramm. Der Willy Becher, unser sogenanntes deutsches Standartglas, ist unten schmal, wird zur Mitte hin dickbäuchiger und läuft oben zu einer Öffnung mit kleinerem Durchmesser zusammen. Dieses Glas wird im Alltag und in jeder Gaststätte verwendet und deshalb gibt es dieses auch in vielen verschiedenen Größen.
Grundsätzlich wurden aus trinktechnischen Gründen – Geschmackswahrnehmung und Handhabung – und andererseits auch aus regionalen Gewohnheiten unterschiedliche Bierglasformen entwickelt oder bevorzugt. Klare Grenzen gibt es keine mehr, weil manche Biersorten und ihre Gläser deutschlandweit populär geworden sind.
Quelle Titelbild: © Christine Braune / <a href=”http://www.pixelio.de” target=”_blank”>pixelio.de<http://pixelio.de></a>