Foto: Markus Müller, Saskia Spieker, Kamrul Hossain
13. Juli 2021
Auf die Nuss gekommen – Haselnüsse aus Franken
Deutschland gilt mitunter als Hauptimporteur für Haselnüsse. Trotzdem ist der Anbau dieser Pflanze in unserem Land noch nahezu unerforscht. Wer damit beginnt, muss erst ausprobieren was funktioniert. Martin Stiegler, der Gründer von FrankenGeNuss aus Gonnersdorf im Landkreis Fürth, hat sich getraut. Dabei gab es jedoch einige Hürden zu überwinden.
FrankenGeNuss- die Entstehung
In Bayern gibt es derzeit um die 100 Landwirte, die Haselnussanbau auf einer Fläche von circa 320 Hektar betreiben. Martin Stiegler ist einer davon. Er studierte Landwirtschaft und verbrachte ein halbes Jahr in Amerika auf einem Haselnuss-Großbetrieb. Um sein gewonnenes Wissen anzuwenden und seine Ideen umzusetzen, gründete er 2013 das Unternehmen ‘FrankenGeNuss’ und baute einen Hofladen. Seine Plantage nimmt mittlerweile neun Hektar ein. Das entspricht einer Größe von rund zwölf Fußballfeldern. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Familie, verarbeitet er die Haselnüsse zu Schnaps, Öl, Nuss-Nougat und vielem mehr. Auch die Schale wird verwertet. Daraus produziert er Grillkohlebriketts und Rindenmulch. Währenddessen forscht der 29-jährige Landwirt immer weiter nach neuen Rezepturen für seine Haselnussprodukte und verbessert seine Anbaumethoden.
Besonders beliebt bei Kunden ist Martins selbst kreierte Haselnuss-Nougat-Creme. Anders als herkömmliche Nuss-Nougat Aufstriche, enthält dieser mindestens 50 % regionale Haselnüsse und vor allem kein Palmöl.
Huhn im Haselnussfeld
Fernab von großen Straßen liegt Familie Stieglers Haselnussplantage ruhig dar. Lautes Gegacker ertönt als Martin Stieglers Auto sich den Hühnern im Feld nähert. Die gefiederten Tiere laufen emsig zwischen den Haselnusssträuchern umher und picken mit ihrem Schnabel Nahrung auf.
„Mit den Hühnern im Haselnussfeld schließt sich ein biologischer Kreislauf“, erklärt Martin Stiegler.
Die 1600 Hühner leben tagsüber auf der Haselnussplantage. Sie düngen das Feld und picken den Haselnuss-Bohrer auf. Das ist der größte Schädling der Haselnuss. Im Gegenzug schützen die Haselnusssträucher die Hühner vor Greifvögeln und spenden ihnen Schatten.
Hürden des Haselnussanbaus
Stieglers Plantage hat Kapazitäten für jährlich bis zu 20 Tonnen Haselnüsse. Wegen Spätfrösten fiel die Ernte in den letzten beiden Jahren jedoch nahezu komplett aus. Daher musste er den Hofladen schließen. In der Hoffnung weitere Ernteausfälle zu verhindern, installierte er eine neu entwickelte Technologie: eine Frostschutzanlage. Wenn Frost bevorsteht, wird das Haselnussfeld unter Wasser gesetzt. Beim Zustandswechsel von flüssig zu fest, beim Gefrieren, entsteht Energie. Diese steigt in Form von Wärme auf und soll damit die Pflanze vor dem Erfrieren bewahren. Bei Kirsch- und Pflaumenbäumen wird dieses Verfahren bereits angewendet. Bei Haselnüssen ist es jedoch noch unerforscht. Die Garantie, dass es einen weiteren Ernteausfall verhindert, gibt es daher nicht. „Das sind Erfahrungswerte, die wir erst sammeln müssen, denn sie wirken sich oft nicht unmittelbar auf die aktuelle Ernte aus, sondern erst auf die darauffolgende“, erklärt der studierte Landwirt.
Haselnüsse im Automaten
Automaten werden bei Bauern ein immer beliebteres Mittel zum Verkauf von Produkten. Auch Familie Stiegler verfügt neben dem Hofladen über Automaten, aus denen man hofeigene Produkte kaufen kann. „Durch die Automaten ist man nicht auf Öffnungszeiten angewiesen“, bewertet eine Kundin positiv. Nützlich sind die Automaten auch in der Corona Pandemie. Obwohl der Hofladen über Ostern geöffnet war, kauften viele Menschen lieber über die Automaten ein. „Das zeigt, dass der Kunde zum einen die Flexibilität und zum anderen den Abstand genießt“, so Stiegler.
Der Duft von gerösteten Haselnüssen und Schokolade liegt in der Luft. „Erst gestern habe ich Nuss-Nougat-Creme gerührt“, erzählt Martin Stiegler und öffnet die Tür zum derzeit geschlossenen Hofladen. Auf einer Schiefertafel stehen die Preise der Haselnüsse mit Kreide geschrieben. Doch in den Regalen herrscht gähnende Leere. Hinter einer großen Glasscheibe ist die Rösterei zu sehen. „Bei normalem Betrieb können die Kunden unsere Mitarbeiter beim Aussortieren der Haselnüsse beobachten. Direkt daneben werden die geknackten Nüsse dann geröstet oder in der Ölpresse verarbeitet.“
Die Zeiten sind schwierig. Aber eines strahlt der junge Landwirt aus: Zuversicht. „Obwohl das Haselnussgeschäft Hürden hat, würde ich um keinen Preis der Welt meinen Beruf ändern. Ich hoffe stark, dass ich den Hofladen mit der kommenden Ernte wieder öffnen kann.“