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Insektenbrot: Attraktion oder Zukunftsgedanke?

Haben Sie schon einmal Insekten gegessen? Bei vielen Europäern stoßen die kleinen Tiere auf dem Teller auf Ekel. Dafür können sie aber hinsichtlich der Nährstoffe und einer nachhaltigeren Produktion als Fleisch punkten. Kurt Heinlein, Inhaber der Backstube “Der NürnBäcker”, backt daher Insektenbrot.

Insektenkost weltweit

Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung isst bereits regelmäßig Insekten. Der Großteil davon lebt in Asien, Lateinamerika oder Afrika. Erst seit 2018 ist in Europa der Verkauf von Insekten zum Verzehr überhaupt erlaubt. Noch stehen sie bei Europäern selten auf dem Speiseplan. Laut Prognosen von Wissenschaftler:innen werden Insekten erst in den nächsten 50-100 Jahren Einzug in unsere Ernährung erhalten.

Verkaufstheke des “NürnBäckers” in Nürnberg mit Backwaren aus nachhaltiger Herstellung. (Foto: Katharina Stöger)

Der NürnBäcker backt Insektenbrot

Kurt Heinlein ist Gründer der Backstube “Der NürnBäcker”. In der Fürther Straße in Nürnberg bietet er überwiegend Backwaren aus Bio-Dinkelmehl an. Daneben verkauft er aber auch eine Besonderheit: Insektenbrot.

Dem Bäcker ist Transparenz wichtig. Er hat daher eine “gläserne Backstube”. Durch eine Glasscheibe können Kunden in die Backstube sehen und ihn beim backen beobachten.

Kurt Heinlein in seiner “gläsernen Backstube”. (Foto: Katharina Stöger)

Für sein besonderes Insektenbrot verwendet er zu 20% Insektenmehl und zu 80% Bio-Dinkel. Das Insektenmehl besteht aus gemahlenen Mehlwurmlarven. Sie verleihen dem Brot einen kräftigen nussigen Geschmack, ähnlich dem des Malzbrotes. Das Mehl bezieht er aus der Nähe von Stuttgart. Durch die geringe Nachfrage hat das Insektenmehl jedoch seinen Preis. Ein Kilogramm kostet um die 100 €. Dementsprechend teuer ist auch der Laib Brot. Ungefähr acht Euro zahlen Kunden für einen 350 Gramm schweren Laib. Trotzdem sieht Heinlein die Zukunft in Insekten, da sie wertvolle Nährstoffe enthalten und sehr nachhaltig sind.

Vorteile der Insektenkost

Nährwerte pro 100 gMehlwurmlarvenRind
Brennwert550 kcal139 kcal
Eiweiß45,1 g22,0 g
Fett37,2 g6,4 g
Davon gesättigte Fettsäuren9,0 g6,0 g
Kohlenhydrate5,4 g0,0 g

Insektenzucht hat gegenüber der Rinderzucht einige Vorteile. Der essbare Anteil bei Mehlwurmlarven beträgt 100%, wohingegen nur 50% eines Rindes verwertet werden. Insekten sind zudem proteinreicher, haben aber auch mehr Kalorien und Kohlenhydrate.

Im Vergleich zu Fisch haben sie einen sieben mal höheren Omega-3-Fettsäuren Gehalt. Massentierhaltung ist bei Insekten kein Problem. Sie mögen es sogar, in Massen zu leben. So wird weniger Platz verbraucht. Die Produktion benötigt zudem deutlich weniger Wasser und hat einen geringeren CO2 Fußabdruck als Schweine- oder Rinderzucht. 

pro Kilo produziertes FleischMehlwurmlarvenRinder
CO2 Fußabdruckca. 3 kgbis zu 32 kg
benötigtes Futter2 kg8 kg
Wasserverbrauch4.241 l15.415 l
Insektenbrot aus Mehlwurmlarven vom “NürnBäcker”. (Foto: Katharina Stöger)

Feedback zu Heinleins Insektenbrot

Der Bäcker hat bis jetzt überwiegend positives Feedback erhalten. Überraschenderweise findet das Brot vor allem bei älteren Kunden Zuspruch. Junge Menschen hätten noch mehr Berührungsängste, so Heinlein.

“Jetzt muss es nur im Kopf noch Click machen”

Kurt Heinlein

Dann wären die Weichen dafür gestellt, dass Insekten Einzug in unsere Ernährung erhalten können. Da ist sich der NürnBäcker sicher. 

Der einzige Nachteil ist, dass das Brot weder vegetarisch, noch vegan ist. Das könnte in Zukunft ein Problem hinsichtlich der Verkaufszahlen darstellen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine vegetarische oder vegane Ernährung. Für Menschen, die sich allein wegen dem Umweltaspekt für diese Ernährungsform entschieden haben, könnte das Brot trotzdem auf dem Speiseplan stehen. Das Brot wurde nachhaltig produziert und Tierqual ist nicht geschehen.

Wichtig ist für den NürnBäcker, dass sein Brot keine Attraktion ist. “Die Nachhaltigkeit steht für mich an erster Stelle”, so Heinlein. Sein Brot soll Insektenkost in unseren Regionen normalisieren, es soll ein Schritt in die richtige Richtung der Zukunft sein.

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