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Laubblattmanagement und Rebsorten fürs Klima

Das Blatt verhilft der Weinrebe zu einer guten Photosyntheseleistung, wobei zu viel Strahlung die Pflanzen austrocknen lässt. Ein dem Klima angepasstes Laubblattmanagement ist ebenso wichtig, wie die Auswahl der passenden Rebsorten.  

Hinsichtlich des Wetterextrems einer zu intensiven solaren Strahlung gelten die Blätter als bester Sonnenschutz für die Beeren. Dem Laubblattmanagement wird nicht nur deshalb eine wichtige Rolle am Weinberg zugesprochen. Deshalb sind auch die dem Winzer empfohlenen Handlungen je nach Berglage verschieden. Diese können sehr unterschiedlich sein und auch unterschiedliche Zwecke erfüllen. In den südlichen Ländern sind die Blätter meist sehr klein, während das Credo in Deutschland lange war, diese möglichst groß und dadurch eine gute Photosyntheseleistung zu erzeugen. Ziel war es auch, möglichst viel Zucker einzulagern und eine frühe Reife herbeizuführen. Dr. Heßdörfer erklärt, dass „dafür beispielsweise speziell die beliebten fränkischen Rebsorten Müller-Thurgau und Bacchus gezüchtet wurden.“ Seit Anfang dieses Jahrhunderts, welches durch eine zunehmende Einstrahlungsenergie und steigenden Temperaturen geprägt ist, wird versucht die Photosyntheseleistung bewusst zu verschlechtern.

Wasserspeicher
Die Wasserspeicher auf den Weinbergen versorgen die Reben den Sommer über mit Wasser. Foto: LWG Veitshöchheim

Eine Möglichkeit diese Leistung zu mindern ist der Einsatz verschiedener Antitranspirante, wie beispielsweise Pinienöl, welche aufgesprüht werden und nicht schädlich sind. Noch einfacher, da dem System nichts zugeführt werden muss, ist es, die Laubfläche zu verringern, teilweise um bis zu 50 Prozent. Das hat einen wesentlichen Effekt auf die Zuckereinlagerung in der Beere, welche aufgrund der hohen Temperaturen sonst zu schnell von statten ginge. In den letzten Jahren haben sich Reifephasen von Anfang August ergeben, statt wie sonst üblich Anfang September. Diese Verschiebung der Vegetationsperiode, gilt als das größte Problem aus Sicht der Weinbauer, den Klimawandel betreffend.

Alleinstellungsmerkmal Alkoholreduktion

Deshalb soll nun die Reife bewusst bis in den September oder sogar Oktober hinein verzögert werden. Zudem soll die Zuckereinlagerung vermindert, dabei der Säureanteil aber erhöht werden. Die geringere Zuckereinlagerung bedingt auch einen geringeren Alkoholgehalt. Alkohol dient – ähnlich wie Fett beim Fleisch – als Geschmacksträger im Wein. Dr. Heßdörfer meint aber: „Es gibt einen gewissen Peak. Wenn zu viel Alkohol im Wein ist, überdeckt er andere Geschmacksnuancen und er schmeckt brandig.“  Dieses Zeichen südländischer Weine sei in Franken nicht gewollt. Die südländischen Weißweine sind sehr breit, sehr alkohollastig und haben wenig Säure. Die fränkischen Weine hingegen sind dafür bekannt sehr fruchtig und spritzig zu sein. Dieses Alleinstellungsmerkmal möchten die Winzer beibehalten.

trockenstress
Trockenheit setzt den Weinreben immer mehr zu. Ernteausfälle sind die Folge. Foto: LWG Veitshöchheim

Das Gipfeln (Abschneiden oder Abknicken) der Triebe erfolgt schon seit vielen Jahren maschinell, ebenso die Entblätterung der Traubenzone. Auch hier gab es in den letzten Jahren neue Erkenntnisse. Heßdörfer erläutert, dass „wir uns hier zunehmend den südlichen Ländern angleichen und bewusst weniger entblättern. Denn der beste Sonnenschutz ist immer noch das Blatt selbst.“ Früher wurde hauptsächlich in der Traubenzone entblättert und dies auf der sonnenzugewandten Seite. “Heute ist es so, dass wenn die Traubenzone entblättert werden soll, die sonnenabgewandte Seite gewählt wird.” Die Entblätterung gilt auch als wichtiges Mittel hinsichtlich des Pflanzenschutzes an sich.  Diese Kulturmaßnahme, wie die Schaffung einer luftigen Traubenzone, macht laut Experten mindestens 50 Prozent des Pflanzenschutzes aus. Laubblattmanagement hat also viele Facetten. Das minimiert beispielsweise auch die Notwendigkeit des Einsatzes von Insektiziden, da die Bedingungen für schädliche Pilze verschlechtert werden. Dies schont die Umwelt und spart dem Winzer Kosten.

Laubblattmanagement funktioniert besser mit Trockenstressmessung

Da trotz guter Arbeit der Winzer längst nicht alle fränkischen Rebsorten diese Bedingungen vertragen, ist – wie beim Klima – ein Nordwärtstrend der Rebsorten zu erkennen. Auch in Franken könnten also bald Sorten eingesetzt werden, die ihren Ursprung in Südeuropa haben. Potential für die fränkischen Rebsorten bieten wiederum Polen, die Niederlanden oder Skandinavien. In den Niederlanden wird vermehrt an pilzwiderstandfähigen Sorten geforscht. Das haben die Franken auch im Blick, versichert Heßdörfer, aber man wolle „die traditionsreichen Sorten keinesfalls aufgeben.“

Vereinfacht wird die Arbeit der Winzer mittels Data Management und Open Access-Lösungen.

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