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Schokolade gehört in Papier

Während vielerorts über Plastikalternativen philosophiert wird, sichert sich Deutschland einen unrühmlichen Titel: Verpackungsmüll-Europameister. Die gute Nachricht: auch hierzulande wird an der Reduktion des Plastiks geforscht. Beispielsweise an Schokoladenverpackung komplett aus Papier. Geht das?

Den Titel des Verpackungsmüll-Europameisters hatte sich zwar niemand gewünscht, aber die Faktenlage ist eindeutig: 220 Kilogramm Verpackungsmüll produziert jeder Deutsche im Jahr, bei einer Recyclingquote von 70 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt währenddessen bei über 50 Kilogramm weniger.

Verpackungsanforderungen sind hoch

Verpackungen, speziell jene für Lebensmittel, müssen einiges leisten. Sie schützen den Inhalt vor Verunreinigungen und mechanischen Einwirkungen; verhindern Einflüsse von Licht, Luft und Feuchtigkeit; und sorgen so für ein haltbares und sicheres Lebensmittel. Um den möglichen schädlichen Einwirkungen der Verpackung – wie es sie bereits gegeben hatte – entgegenzuwirken, werden Lebensmittel außerdem oft in der Plastikfolie in einen Karton gesteckt. Das schützt zwar den Inhalt, aber sorgt so für noch mehr Müll.

Bioplastik macht wenig Sinn

Als Alternativlösung wird dann gerne das Bioplastik angeführt. Allein der Name klingt zu schön, um wahr zu sein. Und so ist es leider auch: zu schön, um wahr zu sein. Denn die nachwachsenden Rohstoffe für Bio-Verpackungen benötigen landwirtschaftliche Nutzflächen. Dadurch stehen sie in direkter Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.

Oft wird Schokolade in Alufolie und Papier oder Plastik verpackt. Umweltschonend geht anders. Foto: Nicole Sladek

Ein Anbau im großen Stil wird die weltweite Ernährungssituation sicher nicht ab lindern und ist laut vielen Wissenschaftlern ein Irrweg. Zudem wird bereits für die Produktion des Bio-Plastiks mehr Energie verbraucht als für das konventionelle Produkt. Trotzdem wird stetig an Verbesserungen und Weiterentwicklungen geforscht.

Schokolade aus der Papierverpackung

Eine Möglichkeit stellen nun Verpackungen aus Papier dar. Angewandt beispielweise beim Verpacken von Schokolade. Die meisten Tafeln werden klassischerweise in Alufolie umhüllt. Dann werden sie mit bunt bedrucktem Papiermantel oder direkt mit einer dicken Plastikfolie verkauft. Annähernd luftdicht, robust und nebenbei schädlich für Mutter Erde. Einige Firmen forschen deshalb an der Schokolade im Recyclingpapier. Kritiker stehen der Idee, mit Hinblick auf die Anforderungen, skeptisch gegenüber. Doch Produzenten wie Gmünd Papier versprechen eine Verpackung, die ebenso luft- und lichtundurchlässig ist, kein Fett durch das Papier dringen lässt und noch dazu umweltschonend ist.

Die klassische Verpackung bietet viele Vorteile und ist altbewährt. Foto: Nicole Sladek

Eine Mineralölabgabe des Papiers an die Schokolade soll ebenso ausgeschlossen sein. Die Alternative muss sich aber nun in Studien beweisen, ehe sie marktreif ist. Ein Kompromiss aus Rohstoffgewinnung beispielswiese durch Recyclingpapier, umweltfreundlichen Druckfarben oder Lasertechnologie und einem haltbaren Produkt ist das Ziel.

Entscheidungsträger Konsument

Wie so häufig, ist jeder Mensch selbst gefragt, etwas zur Plastikreduktion zu tun. Denn niemand geht für uns in den Supermarkt, oder Unverpackt-Laden, und wählt für uns die beste Verpackung aus. Diese Entscheidung trifft jeder Verbraucher für sich selbst. Viele Entscheidungen fallen aber auch unbewusst, da uns die Verpackung beeinflusst. Hier sind die Händler und Produzenten am Zug, ihren Teil dazu beizutragen, weniger Plastik in die Regale zu stellen. In vielen Bereichen gibt es bereits gute Alternativen. Minimale Cent-Beträge, die eine nachhaltige Verpackung mehr kostet, sollte die Umwelt wert sein.

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