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Solare Strahlung: Fluch und Segen für die Weinrebe

Solare Strahlung ist für die Weinrebe von essenzieller Wichtigkeit. Im Verlauf der letzten hundert Jahre nahm die Strahlungsintensität immer weiter zu. Ein weiterer Anstieg gilt, in Betrachtung des anthropogenen Klimawandels, als sehr wahrscheinlich. Die Strahlung ist Segen und Fluch zugleich und sorgt durch Trockenheit für Ernteausfälle.

Viele Weinbaugebiete klagen über zu viel Sonne und extreme Trockenheit. So beispielsweise auch die im fränkischen Randersacker, nahe am Main gelegen.  Der Weinberg Sonnenstuhl, welcher eine Süd-West-Ausrichtung innehat, ist einer solaren Strahlung von 50 bis 60 kJ/cm² (Kilojoule pro Quadratzentimeter) ausgesetzt. Vor allen der nebenliegende Lämmerberg mit seiner direkten Südausrichtung ist einer noch deutlich höheren Strahlung von über 60 bis 70 kJ/cm² ausgesetzt. Tendenz bei beiden steigend.

Drohne im weinberg
Die Drohne trägt Messgeräte unter sich und kann automatisch den Trockenstress der Weinreben bestimmen. Foto: LWG Veitshöchheim

Die Sonneneinstrahlung ist einerseits wichtig für die Weinreben, zur Ausbildung einer guten Photosyntheseleistung. Dr. Daniel Heßdörfer von der LWG Veitshöchheim erzählt, dass viele Jahrzehnte daran gearbeitet wurde, eine möglichst große Aufnahme der solaren Strahlung zu gewährleisten.  Dafür sollte bis Anfang des Jahrhunderts die Laubfläche möglichst groß sein, um so eine optimale Aufnahme der Solarstrahlung zu gewährleisten. Zu viel Strahlung ist aber meist auch mit Trockenheit verbunden.

Trockenstressmessung im Vorbeiflug

Um diese Trockenheit zu messen, kommen verschiedene Techniken und Geräte zum Einsatz. Spezielle Messgeräte analysieren beispielsweise das Blatt im Vorbeilaufen. Möglich erscheint aber auch der Einsatz einer Drohne im Weinberg.  Die Drohne dient dabei lediglich als Träger der Messsensorik. Sie erleichtert es, möglichst große Flächen auf einmal zu analysieren. Mittels Thermometrie wird der Trockenstress bei Reben analysiert. Ausgestattet mit Infrarottechnik misst die Drohne die Blatttemperatur im Vergleich zur Umgebungstemperatur. Denn rund 80 bis 90 Prozent des aufgenommenen Wassers verdunstet nur über die Stromata. Dies ist die Bezeichnung für die Poren beziehungsweise Spaltöffnungen an den Blättern.

trockenstress
Trockenheit setzt den Weinreben immer mehr zu. Ernteausfälle sind die Folge. Foto: LWG Veitshöchheim

Durch diese erfolgt der Gasaustausch mit der umgebenden Luft, insbesondere die Versorgung mit Kohlendioxid bei der Photosynthese. Bei der durch die Poren stattfindenden Verdunstung wird ein Transpirationssog erzeugt. Durch ihn wird Bodenwasser mit den darin enthaltenen Nährstoffen von den Wurzeln nach oben bis in die Blätter transportiert.  Die Verdunstungskälte kühlt das Blatt und ist damit ein wichtiger Schutz gegen Verbrennungen. Wenn die Rebe mit Wasser unterversorgt ist, kann sie folglich auch kein Wasser mehr verdunsten. Die Temperatur steigt, die Rebe „leidet Hitzestress“. Dies führt zu Problemen bis hin zu einem kompletten Ernteausfall. Wenn nach außen sichtbare Merkmale, wie hängende Ranken oder sich welkende, vergilbende und wendende Blätter auftreten, ist es häufig bereits zu spät.  Deshalb sind Methoden zur Früherkennung solcher Gefahren wichtig.

Die richtige Rebsorte für das Klima und steigende solare Strahlung

Die entstehenden Infrarotaufnahmen werden entschlüsselt und bildlich dargestellt. Mit einer detaillierten Kartographierung des Weinbergs kann dann punktgenau bestimmt werden, welche Reben unterversorgt sind. Ziel dieses Projekts ist es, eine großflächige automatische Trockenstressmessung durchzuführen. Später soll dies autonom erfolgen. Hierzu müssen aber aufgrund der Kosten für die Sensorik, die Kartographierung und der Software die Winzer am Berg zusammenarbeiten.

Verschiedene Rebsorten reagieren zudem unterschiedlich stark auf Trockenstress. Während Weißweinrebsorten sehr sensibel sind, ist Trockenstress bei Rotweinrebsorten teilweise gewollt. Die Rotweinsorten beispielsweise werden häufig bewusst einem moderatem Trockenstress ausgesetzt.  Dies beeinflusst sehr stark die Inhaltsstoffbildung, wie die eingelagerten Phenole. Phenole sind in der Traube eingelagerte chemische Substanzen, die im Wesentlichen die Farbe, den Geruch, den Geschmack sowie die Textur des Weins beeinflussen. Trockenstress ist also auch eine Möglichkeit die Inhaltsstoffe gezielt zu beeinflussen. Das ist aber nur möglich, wenn der Trockenstress auch genau bestimmt werden kann. Ein gezieltes Bewässerungsmangement ist dann der nächste Schritt zum perfekten Wein.

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