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Mehrweg vs. Einweg – wie funktioniert das eigentlich und was ist umweltfreundlicher?

Mehrweg oder Einweg? Viele Menschen kennen den Unterschied nicht und wofür es diese zwei verschiedenen Pfandsysteme überhaupt gibt.

Das Prinzip des Mehrwegsystems funktionierte schon bei den alten Römern. Sie transportierten ihren Wein und ihr Wasser in riesigen Tongefäßen. Da sie keine andere Möglichkeit hatten ihre Getränke anderweitig aufzubewahren, befüllten sie die Gefäße einfach immer wieder neu. Heut zu Tage ist das Mehrwegsystem viel ausgereifter, aber am Prinzip selbst hat sich nicht viel geändert. Neben der Mehrwegflasche gibt es jedoch auch die Einwegflasche und die dazugehörigen zwei Pfandsysteme. Auch die Flaschen an sich bestehen aus zwei verschiedenen Materialien.  Das sogenannte PET steht  für „Polyethylenterephthalat“, welches mittels eines thermischen Verfahrens aus einem PET-Rohling hergestellt wird.

Der Unterschied zwischen PET-Einweg und PET-Mehrweg beläuft sich darin, dass die Mehrwegflasche deutlich dickwandiger und stabiler ist als die Einwegflasche, welche nach jedem Gebrauch wieder eingeschmolzen oder geschreddert werden. Die anderen Flaschen bestehen aus Glas und irrtümlicher Weise gehen viele Menschen davon aus, dass Glasflaschen gesünder und umweltschonender sind. Ganz im Gegenteil ist es jedoch so, dass PET-Flaschen komfortabel in der Handhabung sind, da sie ein geringes Gewicht aufweisen und nicht bruchanfällig sind. Aus dem geringen Gewicht resultiert außerdem ein niedriger Transport-Energieverbrauch. Außerdem enthalten PET-Flaschen im Gegensatz zu vielen Getränkeflaschen aus anderen Kunststoffen kein gesundheitsschädliches Bisphenol. Doch es hat auch seine Gründe, warum viele Menschen ihre Getränke am liebsten aus Glas trinken.

Denn um PET-Flaschen keimfrei abzufüllen, kann die einzufüllende Flüssigkeit nicht wie bei Glasflaschen üblich, heiß abgefüllt werden. Hier wird auf die sogenannte Kaltentkeimung mit Hilfe von Dimethyldicarbonat (DMDC) zurückgegriffen. Der gesundheitliche Nachteil hierbei ist, dass das hochgiftige DMDC zwar während des Entkeimungsvorgangs abgebaut wird, aber geringe Mengen des Reaktionsproduktes O-Methyl-Carbamat zurückbleiben. Des Weiteren ist PET im Gegensatz zu Glas nicht gasdicht. Da Kohlendioxid aus der PET-Flasche herausdiffundiert, können manche Getränke bereits nach einigen Wochen schal und ungenießbar werden. Deswegen haben Mineralwasser und andere kohlensäurehaltige Getränke in PET-Flaschen eine deutlich kürzere angegebene Mindesthaltbarkeitsdauer als solche in Glasflaschen oder Getränkedosen.

Der Kreislauf einer Mehrwegflasche

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Kreislauf einer Mehrwegflasche

Die Flasche wird in einem Getränkemarkt gekauft, auf welche man bei Bierflaschen  8 Cent Pfand und auf Mineral,- Saft,- oder Softdrink-Flaschen 15 Cent Pfand zahlen muss. Nachdem sie ausgetrunken wurde, wird die Flasche zurück zum Händler gebracht und das Pfand wird zurückerstattet. Als Bindeglied zwischen Händler, Hersteller und Einzelhandel fungiert der Getränkefachgroßhandel, der die leeren Kästen und Flaschen abholt und das Leergut zurück zu den Abfüllbetrieben bringt. Dort werden die Flaschen auf Schäden kontrolliert, gereinigt und wieder mit neuen Getränken befüllt.

Dann beginnt der Kreislauf von vorne, indem der Getränkefachgroßhandel die frisch befüllten Kästen und Flaschen zurück zum Händler und Einzelhandel liefert. Auf diese Weise werden Glas-Mehrwegflaschen mehr als 50-mal und PET-Mehrwegflaschen bis zu 25-mal wiederbefüllt. Bei dem gemeinsamen Nutzen in diesem Kreislauf haben alle drei Beteiligten einen Vorteil: Die Hersteller respektive die Abfüllbetriebe sind auf das Leergut angewiesen, um immer wieder Vorrat zu produzieren und die Abfüllung nicht ins Stocken gerät. Der Händler macht seinen Umsatz damit, dass er das Leergut entgegennimmt, aber im Gegenzug wieder neue Getränke verkaufen kann. Das Bindemitglied, der Getränkefachgroßhandel, profitiert vom kontinuierlichen Warenumschlag mit dem Mehrwegsystems.

Der Weg einer Einwegflasche

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Einweg-Pfand

Bei der Einwegflasche gibt es logischerweise keinen Kreislauf. Die Flasche wird gekauft, es muss im Gegensatz zur Mehrwegflasche 25 Cent Pfand gezahlt werden und nach dem Gebrauch geht die Flasche zurück an den Verkäufer. Der einzige Unterschied ist nun, dass die Flasche gleich in einer Maschine komprimiert und am nächsten Tag von einem Entsorger abgeholt und geschreddert wird. Dort wird der Müll zum Beispiel zu Flies, Plastikbänken oder Kleidung verarbeitet. Dosen werden immer öfter eingeschmolzen und hinterlassen im Prinzip keine Rückstände mehr. Das System mit dem Einwegpfand wurde 2003 eingeführt, da die Mehrwegquote immer mehr gefallen ist. Bis 1997 lag der Anteil der Getränke, die in Mehrweg verkauft wurden bei circa 72 %. Dann begann der Wert rapide zu fallen. 2002 lag er nur noch bei gut 56 %.

Um diesen Trend zu stoppen, wurde 2003 das Pflichtpfand für Getränke in Einweg eingeführt. Die Mehrwegquote stieg tatsächlich kurzfristig an – eine Folge der Unsicherheiten, die bei der Einführung des “neuen” Pfandes bestanden. Danach setzte sich der Absturz aber wieder fort: 2005 wurden wieder nur 56 % der Getränke in Mehrweg verkauft, 2007 lag der Wert nur noch bei knapp 30 %. Auch das System an sich ist nicht so einfach wie das des Mehrwegs. So muss zwischen den einzelnen Geschäften ein Pfandausgleich stattfinden. Die Einwegflasche ist mit einem sogenannten DPG-Pfandlogo und einem EAN-Code (Strichcode) versehen. Die Rücknahmeautomaten für Einweg prüfen das Pfandlogo mit dem zugehörigen Barcode. Die im Code hinterlegten Daten ermöglichen den Pfandausgleich (das sogenannte “Clearing”) zwischen den verschiedenen Geschäften.

Das Pfand-Clearing ist erforderlich, wenn Geschäft A eine in Laden B gekaufte Dose zurücknimmt. In diesem Fall hätte B das Pfand kassiert, A es aber wieder ausgezahlt. Um dies zwischen den vielen Beteiligten auszugleichen, findet das Pfand-Clearing statt. Läden, die mehr Dosen oder Flaschen zurückgenommen als verkauft haben, erhalten die zusätzlich ausbezahlten Pfandbeträge zurück. Umgekehrt müssen die Läden, die mehr Pfand eingenommen als wieder zurückgegeben haben, das überschüssige Pfand wieder zur Verfügung stellen. Deshalb werden Dosen und Flaschen nur dann zurückgenommen, wenn der Strichcode noch lesbar ist. Andernfalls bekommt das Geschäft, das den Pfandbetrag erstattet, diesen nicht wieder zurück.

Doch ist das Mehrwegsystem umweltfreundlicher als Einwegflaschen?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, benötigt man Ökobilanzen. Solch eine Ökobilanz wurde 2008 umfangreich von der Genossenschaft Deutscher Brunnen aufgestellt und ausgewertet. In dieser Bilanz wurden die Umweltauswirkungen von Glas- und PET-Mehrweg sowie PET-Einwegflaschen untersucht und folgende Ergebnisse kamen zum Vorschein:

PET-Einwegflaschen haben im Durchschnitt viel schlechter abgeschnitten. Der Grund ist auf zwei Faktoren zurück zu führen. Der plausibelste  ist, dass durch den „Einweg“ wesentlich mehr Rohstoffe für die Verpackungsart verwendet werden müssen. Der Zweite entscheidende Faktor ist, dass der Transportweg einer Einwegflasche deutlich länger ist. Diese liegt nämlich im Durchschnitt 482 Kilometer zurück, während eine Mehrwegflasche trotz des Rücktransworts im Schnitt nur 258 Kilometer unterwegs ist. Die ökologisch insgesamt günstigste Verpackung ist die 1,0-Liter PET-Mehrwegflasche, da sie das vorteilhafteste Umweltwirkungsprofil aufweisen kann. Die wichtigste Wirkungskategorie ist im diesen Zusammenhang der Treibhauseffekt. In dieser Kategorie lässt sich ein großer Vorsprung von Glas- und PET-Mehrwegflaschen hervorheben.

Durch das ständig neue produzieren von Einwegflaschen wird mehr CO2 ausgestoßen als beim gesamten Kreislauf der Mehrwegflaschen. Würde man also ausschließlich nur noch Mehrwegflaschen verwenden, könnte man bis zu 1,25 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Um eine Vorstellung zu bekommen wieviel das ist, kann man sich denken, dass durch den Ersatz von 60 Millionen 40-Watt Glühbirnen durch Energiesparlampen das gleiche realisierbar wäre. Das Potenzial dieser Einsparmöglichkeit liegt nicht nur in der Menge an Emissionen die eingespart werden können, sondern auch in der leichten Realisierbarkeit dieser Maßnahme. Doch trotz der schlechten Ökobilanz für Einwegflaschen geht der Trend eher zu diesen System.

Zum Beispiel werden Getränke in PET-Flaschen viel günstiger angeboten, weil auch die Händler einen Kostenvorteil haben: Sie haben keine Lagerhaltungskosten und müssen nichts vorsortieren. Auch Getränkedosen verlieren mehr und mehr den Ruf, umweltschädlich zu sein. Denn die Dosen sind deutlich dünner und die Herstellungsprozesse weniger energieaufwändig als früher. Zudem haben die Einweg-Hersteller schneller auf den demografischen Wandel reagiert. Heut zu Tage gibt es Vierer- und Sechserpacks für Kunden, die weniger trinken und nicht mehr einen ganzen Kasten nach Hause schleppen wollen. Grundsätzlich gibt es für alles seine Vor- und Nachteile und jeder muss für sich selbst entscheiden ob Mehrweg auch „mehr“ wert ist, oder ob man den bequemeren „Einweg“ bevorzugt.

Quellenangabe “Arbeitskreis Mehrweg GbR”