Toggle Navigation

Freiwilliger Schmerz – Wie funktioniert eigentlich eine Tattoomaschine?

In der heutigen Gesellschaft sind Tätowierungen immer weiter verbreitet. Früher noch ein Erkennungsmerkmal der Seefahrer und Kriminellen, sind Tattoos heute in jeder gesellschaftlichen Schicht angekommen.Ob Bäcker oder Straßenarbeiter, immer mehr Menschen lassen sich ihren Körper mit dieser Kunst verschönern. Die Stilrichtungen unterscheiden sich genauso wie das Equipment, welches für das Stechen der Tattoos genutzt wird. Neben der Farbe ist das Wichtigste hierbei die Tattoomaschine, auch Tattoogun genannt. Doch wie funktioniert diese denn genau?

Eine klassische Tattoomaschine: die Magnetspulenmaschine. Foto:Timo Klostermeier/pixelio.de
Eine klassische Magnetspulenmaschine. Foto:Timo Klostermeier/pixelio.de

Von der Nadel zur Hightechmaschine

In den Anfangszeiten des Tätowierens nutzte man häufig eine normale Nadel und setzte einen Punkt an den anderen um Linien zu erzeugen. Nun wurden die meist simplen Motive einfach händisch in die Haut gestochen. Viele dieser „Hinterhof“-Tattoos sind allerdings unsauber gestochen, weshalb sie häufig verlaufen sind.

Abgesehen vom visuellen Aspekt, dauerte diese Variante aber auch sehr lange. So kam es, dass die Tattoo-Künstler anfingen sich eigene Maschinen zu bauen um ihre Arbeitsabläufe zu verbessern und vor allem zu beschleunigen.

Nach und nach entwickelte sich eine ganze Industrie, die sich nur mit dieser Körperkunst beschäftigt und die Maschinen wurden immer moderner.

Das große Griffstück reduziert Vibrationen für eine ruhige Linienführung. Foto: Felix Zeiss.
Das große Griffstück reduziert Vibrationen für eine ruhige Linienführung. Foto: Felix Zeiss.

Elektrische oder mechanische Tattoomaschine?

Heutzutage sind zwei Arten von Tattoomaschinen verbreitet. Zum einen gibt es die klassischen mechanischen Maschinen, auch Magnetspulenmaschinen genannt. Sie waren die ersten Maschinen, die das Tätowieren revolutionierten. Hierbei wird die Nadel zwischen zwei Spulen gespannt. Die Nadel wird mittels der zwei elektrischen Spulen hin- und hergeschoben. Durch die elektrische Spannung innerhalb der Spulen wird die Nadel abgestoßen und zur anderen Spule gedrückt, wo exakt das gleiche passiert. Es entsteht ein Magnetfeld. Hierdurch entsteht eine kontinuierliche Bewegung und die Nadel wird in Bewegung gesetzt.

Aus den mechanischen Tattooguns entwickelten sich die elektrischen Maschinen, oder auch Rotationsmaschinen. Mittels eines kleinen Elektromotors wird hierbei die Nadel angetrieben. Der Motor erzeugt eine Drehbewegung, die mittels eines Exzenters zu einer Bewegung, ähnlich der einer Nähmaschine, führt. Hierdurch sind die Maschinen sowohl leiser als auch ruhiger in der Handhabung, da die Vibration in der Hand des Tätowierers rapide reduziert werden, was gerade bei längeren Sitzungen angenehmer ist. Auch bei Permanent Make-up findet man eher die ruhigeren Elektromaschinen, da hierbei eine ruhige Führung immens wichtig ist, um die feinen Linien zu stechen.

Erst wird eine sogenannter lila Stencil aufgebracht, sozusagen die Schablone. Nach den Konturen folgt die Schattierung. Foto: Felix Zeiss.
Erst wird eine sogenannter lila Stencil aufgebracht, sozusagen die Schablone. Nach den Konturen folgt die Schattierung. Foto: Felix Zeiss.

Die richtige Hautschicht muss getroffen werden

Der Tätowierer taucht die Nadel in Farbe und durch sehr schnelle Auf- und Abbewegungen der Maschine werden die Farbpigmente in die Haut gebracht. Hierbei durchdringt die Nadel die erste Hautschicht und bringt die Farbe in die so genannte Basalzellschicht, die zweite Hautschicht des Körpers. Hier sitzen auch die körpereigenen Farbpigmente, die für die Farbe der Haut zuständig sind. Diese zweite Schicht nimmt also die Tattoofarbe auf, da der Körper denkt es handle sich um körpereigene Pigmente. Durch dieses Vortäuschen entstehen die Kunstwerke. Sticht der Künstler zu tief, geht die Farbe in die Lederhaut, dies schmerzt nicht nur sondern es kann auch zu verlaufener Farbe. Wird das Motiv allerdings oberhalb der zweiten Hautschicht aufgebracht, wird während des Heilungsprozesses viel Farbe abgestoßen. Das Motiv bekommt sozusagen Löcher und muss nachgestochen werden.

Die Nadelwahl kommt ganz auf das Motiv an, allerdings kann man im groben zwischen Nadeln zum Konturen stechen und Nadeln zum Schattieren unterscheiden. Beim Füllen beziehungsweise Schattieren sind hierbei viele Nadeln nebeneinander angebracht um größere Flächen auf einmal zu kolorieren.

Die Tattooindustrie entwickelt sich ständig weiter und bringt Neuerungen auf den Markt. Die Maschinen sowie das andere Equipment werden immer moderner. Durch die große Verbreitung innerhalb der Gesellschaft findet diese Körperkunst eine immer höhere Akzeptanz und die Vorurteile werden immer geringer.

Die Bildrechte liegen beim Autoren, insofern nicht anders gekennzeichnet.

<iframe width=”600″ height=”400″ src=”https://www.youtube.com/embed/3KWPL7bYZuw” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe>

Kommentiere