Foto: Matthias Müller
23. Oktober 2017
Die Liberalisierung des EU Zuckermarktes
Am 1. Oktober diesen Jahres war es soweit: Der Zuckermarkt in Europa wurde liberalisiert. Mindestpreise für Zuckerrüben, feste Produktionsquoten sowie Exportbeschränkungen fallen weg. Ein Produkt, das zusätzlich für Besorgnis bei Experten führt, ist Isoglucose.
Bisher gab es eine strenge Regelung für den Zuckermarkt in der EU. Importgrenzen und Mindestpreise sollten einheimische Arbeitsplätze sichern und Unabhängigkeit von ausländischen Unternehmen garantieren. Das ist nun passé. Der Markt ist nun liberalisiert und für die Lebensmittelindustrie ist alles möglich. In vielen verarbeiteten Produkten dient Zucker als Füllstoff und als Geschmacksverstärker. Durch regulierte Quoten war der Anteil aber geregelt. Nun befürchten Experten einen Anstieg des Zuckergehalts in verschiedenen Lebensmitteln. „Niedrige Zuckerpreise versprechen hohe Gewinne für die Lebensmittelindustrie – auf Kosten der Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher. Mit gesunden Lebensmitteln wie Obst oder Gemüse machen Unternehmen deutlich weniger Profit als mit zuckrigen Getränken, Süßigkeiten oder Snacks. Wird der Rohstoff Zucker noch billiger, wird dieses Problem noch verschärft“, erklärte Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen bei foodwatch.
Die WHO empfiehlt einen täglichen Zuckerkonsum von 25 Gramm pro Personen nicht zu überschreiten. Ansonsten drohen erhebliche gesundheitliche Konsequenzen. Diabetes Typ 2 und Übergewicht können die Folge sein. Daher ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem weißen Gold enorm wichtig. „Die Politik muss die Industrie in die Pflicht nehmen: Wir brauchen eine verbraucherfreundliche Nährwert-Kennzeichnung, Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung, Mindestanforderungen für Schul- und Kitaessen sowie steuerliche Anreize für die Getränkeindustrie, endlich den Zuckergehalt zu reduzieren.“, so foodwach.
Das neue Süßungsmittel: Isoglucose
Der Name Isoglucose geht zurzeit durch sämtliche Medien. Es ist ein Zuckerersatzstoff, dass aus Mais- beziehungsweise Weizenstärke gewonnen wird. Es wurde aber schon vor dem 1. Oktober eingesetzt, allerdings mit einer fünf Prozent Hürde beschränkt. Diese fällt nun in der EU Verordnung weg. Laut dem Max-Rubner-Institut (MRI), zuständig für die Ernährungsforschung auf Bundesebene, schadet Isoglucose der Gesundheit nicht mehr als andere Zucker. Aber er ist in den Zutatenlisten der Produkte schwerer zu erkennen. Der Anteil an dem Ersatzzucker kann nun weiter ansteigen. Werden die Verhältnisse ähnlich wie in den USA, wird Isoglucose vor allem in Softdrinks eingesetzt. Ein erhöhtes Risiko ansteigender Fettleibigkeit ist nicht ausgeschlossen, warnen einige Gesundheitsexperten.
Ob oder was die kommende Bundesregierung hierzu unternehmen will, bleibt ungewiss. Entscheidend hierfür wird sein, was die Grünen hierfür Positionen durchsetzen wollen und welche Ministerien sie erhalten. Wer also ganz auf Nummer sichergehen will, sollte stark verarbeitete Lebensmittel meiden. Saisonales Kochen mit frischen Zutaten ist die beste Methode gegen einen überhöhten Zuckerkonsum.
Weitere Informationen unter:
http://www.ardmediathek.de/tv/Markt/Isoglucose-und-Co/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=7486252&documentId=46072928