Cadmiumsulfid färbt die Ampelscheibe rot. Farbiges Glas entsteht durch Metallverbindungen wie Oxide und Sulfide. Diese setzt die Maschine der Glasschmelze zu. Je nach Temperatur der Schmelze entstehen andere Farben (=Anlauffarben, bei Cadmiumsulfid auch gelb und orange).
24. November 2014
Deutsches Museum: die Geschichte von Glas
Ein Rundgang durch das Deutsche Museum in München zeigt die Geschichte des Glases – von ersten Gefäßen der altägyptischen Glasmacher bis zu industriellen Anwendungen der heutigen Zeit.
Durch einen Doppelklick auf das erste Bild lässt sich die Galerie in voller Größe sehen.

Glas gab es schon, bevor der Mensch es herstellen könnte. Auf natürliche Weise entsteht es, wenn Quarzsand durch große Hitze schmilzt, zum Beispiel durch einen Blitzeinschlag. Im heutigen Fensterglas oder in Glasbehältern stecken außer Quarzsand noch Natron und geringe Anteile an Feldspat, Pottasche und Dolomit.

Als erstes kannte der Mensch die Keramik. Ihre Herstellung gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Welt. Die ältesten bekannten Keramikgefäße stammen circa aus dem 13. Jahrtausend vor Christus. In der Jungsteinzeit, der Zeit der Sesshaftwerdung, ermöglichten Keramikgefäße eine bessere Aufbewahrung von Vorräten.

Bereits im alten Ägypten (1500 v. Chr.) gab es erste Glasfläschen. Diese waren jedoch nur eine Handbreit groß. Die Glasmacher tauchten einen Sandkern an einer Kupferstange in die Glasschmelze, dann drehten sie die Stange rasch um ihre Achse und wickelte so einen dicken Glasfaden auf. Nun rollten sie die etwas abgekühlte Form auf einer festen Platte, um das Glas in die gewünschte Form zu bringen. Am Schluss kratzen sie den Sandkern heraus.

Um 200 v. Chr. erfanden syrische Handwerker die Glasmacherpfeife. Sie ermöglicht größere und vielfältigere Formen. Die Glasmacherpfeife besteht aus einem langen Metallrohr, das an der einen Seite mit einem Mundstück, an der anderen Seite mit dem sogenannten „Nabel“ versehen ist. Der Glasmacher wärmt den Nabel im Ofen an und nimmt dann etwas zähflüssiges Glas auf. Nun bläst er von der anderen Seite in die Röhre. So bildet sich ein Hohlraum, den er nach Belieben vergrößern und weiter formen kann. Noch heute arbeiten zahlreiche Maschinen nach dem gleichen Prinzip.

Die grünlichen Medizinfläschen sind ein typisches Produkt von Waldglashütten. Die Verfärbung kommt durch Eisenoxid, mit dem der Sand verunreinigt war, und durch das Flussmittel Pottasche. Farbloses Glas galt lange aus Luxus und wurde aus Venedig importiert. Bei Ausgrabungen von Glashütten finden die Archäologen Glasscherben mit unterschiedlichen Färbungen. Diese entstehen durch die verschiedenen verwendeten Sande und sind typisch für die jeweilige Gegend.

Lange blieben Glasflaschen edlen Alkoholen und Medizin vorbehalten. Noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein waren Flaschen ein wertvolles Gut. 1903 stellte Michael Joseph Owens die erste vollautomatische Glasmaschine vor, die 4 Flaschen pro Minute fertigen konnte. Der Durchbruch erfolgte zwei Jahrzehnte mit der IS-Maschine (IS=„Individual Section“). Sie ist noch heute die gebräuchlichste Maschine zur Flaschenherstellung, natürlich in modernisierter Form.

Das Bild zeigt die unterschiedlichen Arbeitsschritte beim Ätzen eines dekorativen Musters. Erst kommt eine Schicht Teer auf das Glas. Anschließend ritzt eine Maschine Muster in das Glas und zerstört so die Teerschicht. Flusssäure verätzt an diesen Stellen das Glas. Am Schluss kommt das Glas in die Waschanlage, vom Teer bleibt nichts zurück.

Zur Glasverzierung gehören auch Lüster und Emaille. Lüster, das heißt eine in Regenbogenfarben schimmernde Oberfläche, entsteht, wenn gelöste Metallsalzverbindungen ins Glas eingebrannt werden. Die Emaillefarben bestehen aus buntem Glaspulver. Das mischt der Maler mit Wasser oder Öl zu einer Paste und malt dann wie mit einer herkömmlichen Farbe. Beim Brennen verschmilzt das farbige Glas mit der Oberfläche des Glases.

In der Chemie ist Glas ein sehr beliebter Stoff für Laborgeräte, besonders Borosilikatglas. Es ist unempfindlich gegen Säuren, Laugen und Temperaturschwankungen, es ist transparent und gut formbar. Auch in anderen Bereichen ist Glas gefragt: ob als Glaswolle bei der Häuserdämmung, als Glasfaser in der Datenübertragung oder als Handydisplay.
von Simone Danne