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Verpackungsalternative zur Schrumpffolie

Durch die wachsende Nachfrage für nachhaltigere Alternativen bringt die Getränkeindustrie weitere kreative Lösungen für Getränkeverpackungen auf den Markt. Die bekannte Schrumpffolie könnte bald abgelöst werden.

Die Erkenntnis, wie stark sich die Flut an Plastikmüll nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf den Menschen auswirkt, hat nun endlich auch den Konsumenten erreicht. So haben beispielsweise Untersuchungen gezeigt, dass sogar schon im menschlichen Körper Mikroplastik vorkommt. Dieses gelangt durch den Kreislauf des Plastiks wieder in den Menschen. Je mehr Mikroplastik von Kosmetika, Kleidung oder kleinen Verpackungsresten durch unsere Abflüsse im Meer landet, desto mehr Fische nehmen dieses Plastik durch ihre Nahrung auf. Die Nahrungskette schwemmt das Plastik letztendlich wieder zum Menschen, wenn der Fisch auf dem Teller landet.

Plastimüll durch Schrumpffolien.
Noch werden Dosen häufig in solchen Packs “verschweißt”. Der neue Trend heißt allerdings Kleben. Foto: Pascal Schöpf

Erkenntnisse wie diese lassen viele Verbraucher nun verstärkt darauf achten, wie nachhaltig ein Produkt verpackt ist. Sie machen davon sogar Kaufentscheidungen abhängig. Bei 429 Litern Getränkeverbrauch pro Kopf und Jahr ist eine Änderung in Sachen Verpackung kein Tropfen auf den heißen Stein mehr, sondern ein entscheidender Schritt für Verpackungsindustrie sowie Umwelt. Um von der lästigen Schrumpffolie wegzukommen, die oftmals schon eingerissen beim Verbraucher ankommt und dann nur unnötigen Plastikmüll darstellt, gibt es nun einige neue umweltfreundlichere Lösungen für Getränkehersteller, ihre Getränke in Multipacks „zu binden“.

Snap Packs: plastikarme Multipack-Verpackung mit einfacher Handhabung

KHS beispielsweise hat im Zuge dieser erhöhten Nachfrage und Relevanz eine Lösung entwickelt, die stolze 85% weniger Verpackungsmaterial für Getränkebündelungen benötigt. Dabei werden mithilfe einer Düse kleine Klebepunkte auf die Flaschen oder Dosen gesetzt und so anschließend zusammengeklebt. Die Schrumpffolie wird überflüssig. Stabile Klebepunkte ermöglichen aber dennoch einen schnellen und einfachen Gebrauch der Flaschen oder Dosen. Der Tragegriff zum besseren Transport bleibt und wird wie gewohnt oben angebracht. PET-Flaschen werden zu Multipacks von 2×2 und 2×3 verbunden, Dosen-Multipacks gibt es in den Ausführungen 1×3, 1×4, 2×3 und 2×4. Neben dem Aspekt der Umweltfreundlichkeit bringt der sogenannte Nature MultiPack von KHS einen weiteren Vorteil. Er ermöglicht es, die Dosen oder PET-Flaschen individuell zu platzieren. So kann beispielsweise ein spezieller Druck, eine Form, in Szene gesetzt werden und sticht dem Kunden besser ins Auge. Das kostet dann aber wiederum Platz beim Transport.

Schrumpffolie sorgt für unnötigen Plastikmüll
Die umweltschädliche Schrumpffolie könnte bald in den Müll wandern. Foto: Pascal Schöpf

Die Brauerei Carlsberg war einer der Ersten, die den sogenannten „Snap Pack“ in ihr Sortiment aufgenommen haben. Carlsberg war auch maßgeblich an der Entwicklung beteiligt und hat das praktische Know-How für die Umsetzung des NMPs für Getränkedosen geliefert. Norbert Pastoors, Executive Vice President Packaging bei KHS und Managing Director der NMP Systems erklärt, warum die Herausforderungen bei Getränkedosen größer als bei herkömmlichen PET-Flaschen sind:

„Die Dose konfrontiert uns mit einer ganz anderen Oberfläche als die PET-Flasche zuvor. Es bedarf eines Klebstoffs, der auf der Druckfarbe und dem Lack der Dose funktioniert, ohne diese anzugreifen.“

Norbert Pastoors, KHS

Das bedeutete in der Praxis, dass eine enge Zusammenarbeit mit viel Vorlaufzeit für Forschung und Entwicklung nötig war.

Die beste Verpackung ist gar keine Verpackung

Die Arbeiten dafür starteten im Jahre 2011 und durchliefen eine lange Probezeit. 2015 gewann der NMP sogar den „Deutschen Designpreis“, was ein großes Statement in Sachen Verpackung setzte: Nämlich, dass die auserkorene beste Verpackung schlichtweg gar keine Verpackung ist. Eine weitere innovative Lösung für weniger Plastik in der Verpackung hat PakTech aus den USA entwickelt: ausrangierte Milch- und Saftbehälter oder andere unpigmentierte Haushaltsbehälter werden eingeschmolzen und zu Clips für Multipacks geformt. Die Herstellung von Gütern aus recyceltem Plastik spart 90% Energie ein, gegenüber der Verarbeitung von frischen Erdölprodukten.

Verpackungsalternative
PakTech’s Lösung gegen die unendliche Flut an Schrumpffolie: Clips aus recyceltem Polyethylen mit einfacher Handhabung. (Foto: Linda Blendinger)

Durch das Einschmelzen hat PakTech 81 Millionen solcher Plastikbehälter vor der Müllhalde bewahrt und ihnen so einen neuen Nutzen gegeben. PakTech vertreibt auch die Maschinen, um die Clips auf die Verpackungen anzubringen. Je nach Bedarf gibt es unterschiedliche Größenordnungen für die Produktion. Die Clips sind in vielen Ausführungen erhältlich und können nach Gebrauch leicht recycelt werden, da dem Kunststoff außer Färbungsmitteln nichts hinzugefügt wird. Kommen fertig abgefüllte Flaschen in einer bestimmten Gruppierung an (z.B. 1×2, 1×3, 2×3, 2×4), fährt der Applikator der Maschine sanft aber mit ausreichend Druck herab, um den Clip an den Behältern anzubringen. Anschließend kann der Multipack gewohnt palettiert und weitervertrieben werden. In der Lagerung nehmen die Clips nur minimal Platz ein, da sie leicht stapelbar sind. Sie sind in vielen Farben erhältlich und können so individuell an das Markenbild angepasst werden.

Ablösung für die Schrumpffolie: Nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein

PakTech richtet seine Produkte nicht primär an den Endverbraucher, sondern an den Hersteller. Neben vielen kleinen Unternehmen, die nach einer umweltfreundlichen Lösung für Multipacks suchen, gibt es auch weltweit agierende Konzerne, die Maschinen von PakTech nutzen: The Hershey Company, P&G oder Campbell’s sind nur wenige Beispiele. Diese Kundenreichweite zeigt, dass mittlerweile viele Unternehmen von Schrumpffolie wegdenken. Dennoch ist noch nicht genug getan, wenn es darum geht Plastik und damit die Auswirkungen des täglichen Konsums auf unsere Umwelt zu reduzieren. In einer riesigen Branche wie der Getränkeindustrie ist ein Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen kein Tropfen auf dem heißen Stein, sondern ein wichtiger Schritt für die Zukunft.

Gastbeitrag von Linda Blendinger

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