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Fachmedien der Lebensmittelbranche: Lebensmittel Praxis

Sie ist seit über 70 Jahren im Handel und gehört zu den Top 20 Fachzeitschriften in Deutschland: In der ‘Lebensmittel Praxis’ (LP) finden Unternehmer und Entscheider des Lebensmittelhandels Denkanstöße für deren Alltagsgeschäft in einem sich stetig wandelnden Arbeitsumfeld. Im Interview spricht Chefredakteur Reiner Mihr über das reichweitenstarke Branchenblatt.

Ein Gastbeitrag von Tina Neubert, Hannes Gsell und Markus Becker

Die Lebensmittel Praxis (LP) feierte vor wenigen Jahren ihr 70. Jubiläum. Hat sich Ihre Zielgruppe in all der Zeit gewandelt?

Mihr: Ja, das hat sie. In Neuwied, dem Sitz unseres Verlags, gibt es seit über 100 Jahren eine Schule für den Lebensmittelhandel. Nach dem Krieg haben zwei Lehrer dieser Schule angefangen unser Magazin herauszugeben, damals noch unter dem Namen ‘Neuwieder Hefte’. Damit wollten sie ihren Studenten etwas zusätzlich an die Hand geben, neben dem eigentlichen Studium. Vor allem behandelte ‘Neuwieder Hefte’ die Warenkunde. Erst Jahrzehnte später wurde der Name gewechselt zu ‘Lebensmittel Praxis‘. Heute richtet sich unser Magazin vor allem an die Entscheider in Betrieben für den Lebensmitteleinzelhandel.

Warum wurde der Name Lebensmittel Praxis gewählt? Sie behandeln in Ihren Artikeln ja auch Waren, die nicht zum Verzehr geeignet sind, sogenannte Nonfood.

Mihr: Das liegt daran, dass die Branche Dinge des täglichen Bedarfs als Lebensmittel definiert. Dazu zählen eben auch Nonfoods und Nearfoods, also alles was im normalen Supermarkt angeboten wird. Speziellere Waren, wie Fahrradzubehör oder Textilien, fallen begrifflich aus den Lebensmitteln heraus und werden auch nur sehr selten im Supermarkt angeboten. Für uns ist die Praxis im Namen ohnehin der wichtigere Teil. Wir versuchen stets nahe an der Zielgruppe und deren Tagesgeschehen zu arbeiten und eine Geschichte von dort zu erzählen.

Chefredakteur Lebensmittel Praxis

Für uns ist die Praxis im Namen ohnehin der wichtigere Teil. Wir versuchen stets nahe an der Zielgruppe und deren Tagesgeschehen zu arbeiten und eine Geschichte von dort zu erzählen.

Wie viele Leser erreichen Sie pro Ausgabe?

Mihr: Wir haben ja eine Auflage von rund 60.000. Wahrscheinlich erreichen wir aber sogar mehr als die Zahl vermuten lässt. Ein Marktleiter gibt die LP nach dem Lesen natürlich noch weiter an sein Personal. Gerade Themen wie Warenkunde oder Regal-Tipps sind für die ja interessant. Unsere letzte Leserbefragung hat ergeben, dass drei bis vier Leute bei so einem Exemplar zusätzlich mitlesen.

Haben Sie einen Überblick darüber wie viele Privatleute die LP lesen oder abonniert haben?

Mihr: Das ist schwer zu sagen, auch weil das im Laufe der Jahre schwankt. Von den 60.000 Exemplaren pro Ausgabe geht gut die Hälfte raus an Abonnenten. Ungefähr 10.000 davon sind Privatabos. Dabei handelt es sich um Leute aus Handel, Marketing und andere Brancheninsider, die uns aber privat abonniert haben. Kaum eine Hausfrau oder ein Hausmann käme auf die Idee sich die LP ins Haus zu holen. Die ganzen anderen Abos gehen an Verbände, Organisationen, Dachunternehmen und so weiter.

Neben der Lebensmittel Praxis veröffentlicht Ihr Verlag noch die ‘LP.economy’. Was sind die nennenswerten Unterschiede zwischen den beiden Magazinen?

Mihr: Der Name verrät fast schon alles. In der ‘LP’ informiert sich ein Betreiber über die aktuellen Trends zur veganen Ernährung und über neue Fleischersatzprodukte und überlegt anschließend, ob er diese bei sich ins Regal stellen will. Das steht eng in Verbindung mit seiner betrieblichen Praxis. Die ‘LP.economy’ ist strategischer ausgerichtet und wendet sich damit an die Spitzen von Handel und Industrieunternehmen, beispielsweise Auslandsbeauftragte und Expansionsleiter. Sie behandelt auch den internationalen Markt, was die LP außen vor lässt.

Wie groß ist Ihr Verlag?

Mihr: Insgesamt sind wir 35 Leute, 14 davon in der Redaktion. Also ein ganz kleines Team. Allerdings gehören wir als ‘LPV-Verlag’ zum ‘Landwirtschaftsverlag in Münster’. Der ist mit über 300 Mitarbeitern deutlich größer und veröffentlicht auch sehr viele Zeitschriften.

Sie informieren über Wirtschaft, Nachhaltigkeit, Personen und neue Produkte. Schweben Ihnen weitere Themen oder Rubriken vor, die sie ins Magazin aufnehmen möchten?

Mihr: Es gibt ja den schönen Spruch “Handel ist Wandel” und das gilt auch für uns. Wir müssen da mitgehen, also sind wir ständig dabei neue Ideen einzupflegen. Es ist aber absehbar, dass das Online-Geschäft in Zukunft mehr Raum einnehmen wird, auch in der Berichterstattung. Deswegen werden wir auch Online-Formate stärker priorisieren. Ansonsten ist immer mal ein Sortiment auf dem Vormarsch. Eben hatte ich vom Trend zum Veganen gesprochen. Der fließt in unsere Texte natürlich bereits mit ein, wir überlegen aber das noch zu verstetigen. Wir müssen flexibel sein.

“Handel ist Wandel.” Das gilt auch für uns.

Aktuell sind all Ihre Artikel in der LP App kostenlos einsehbar. Planen Sie keine Paywall? Welche Vorteile bietet die App gegenüber der Printausgabe?

Mihr: Eine Paywall ist aktuell noch gar nicht vorhanden. So eine wird demnächst aber eingebaut. Journalistische Leistung muss ja finanziert werden, sonst geht das auf Dauer nicht gut. Der Preis dafür muss jedoch gerechtfertigt sein. Deswegen wird es auch Zusatzangebote in der App geben müssen, die stehen allerdings noch nicht fest.

Welche Bedeutung messen Sie dem Auftritt der LP auf Social Media bei? Schließlich sind Sie mit dem Magazin an sich bereits reichweitenstark aufgestellt.

Mihr: Real hat das keine Bedeutung. Sie haben recht, wir erreichen unsere Leserschaft über das Magazin. Mit unserem kleinen Team haben wir auch nicht die Marketingkraft um unsere Kanäle auf Social Media groß zu befeuern. Für uns muss das fachjournalistische Handwerk im Mittelpunkt stehen. Aber natürlich probieren wir Neues aus. Das gilt für Social Media und auch für unseren Podcast.

Gibt es viele Magazine, die mit der LP konkurrieren?

Mihr: Generalisten sind mir aber nur drei bekannt. Einer davon sind wir. Für jede Branche in Deutschland gibt es gefühlt eintausend Fachzeitschriften. Gerade der Lebensmittelbereich ist sehr dynamisch und deswegen attraktiv.

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